„Warum nur mit einer Religion leben?“

Vortrag von Religionswissenschaftler Perry Schmidt-Leukel eröffnet Ringvorlesung „Transfer zwischen Religionen“

dienstags 18.15 bis 19.45 Uhr, Hörsaal F2, Fürstenberghaus am Domplatz 20-22

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Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel

Mit dem Vortrag „Warum nur mit einer Religion leben? Anmerkungen zum Phänomen multi-religiöser Identität“ eröffnet der Religionswissenschaftler und Theologe Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ am Dienstag, 14. April, die öffentliche Ringvorlesung des Forschungsverbundes. Die Reihe beschäftigt sich im Sommersemester mit dem Thema „Transfer zwischen Religionen. Wenn religiöse Traditionen einander beeinflussen“. Sie untersucht, wie es zwischen Religionen in verschiedenen Kulturräumen und Epochen zu vielfältigen Formen des Austauschs religiöser und kultureller Traditionen kam. Die Vorträge mit anschließender Diskussion sind dienstags von 18.15 bis 19.45 Uhr in Hörsaal F2, Domplatz 20-22, zu hören.

Die Themen der Ringvorlesung reichen vom Transfer in der regulierten Religionsvielfalt Chinas bis zum christlich-muslimischen Dialog im Nahen Osten. Auf dem Programm stehen auch der Kulturaustausch zwischen Juden, Christen und Muslimen durch Buch und Bild im Mittelalter, der Reliquientransfer zwischen dem östlichen und dem westlichen Christentum, die christliche Kabbala und die Rezeption hinduistischer Konzepte im Westen und umgekehrt. Am Exzellenzcluster werden Transfer-Phänomene seit 2012 im Forschungsfeld „Integration“ in der Projektgruppe „Transfer zwischen Weltreligionen“ untersucht. Sie veranstaltet die Reihe mit dem Centrum für religionsbezogene Studien (CRS) der Universität Münster.

„In Asien ist es ein verbreitetes Phänomen, dass Menschen Tempel verschiedener Religionen aufsuchen, Glaubensvorstellungen und Praktiken unterschiedlicher Religionen miteinander verbinden und sich mehreren Religionen zugehörig fühlen“, erläutert Prof. Schmidt-Leukel. Auch in westlichen Ländern lasse sich beobachten, dass sich Menschen zunehmend von mehr als nur einer Religion inspirieren ließen. Historisch gesehen, ist die Verbindung und Mischung unterschiedlicher religiöser Ideen und Praktiken dem Wissenschaftler zufolge keineswegs neu. „Es lässt sich sogar mit guten Gründen vertreten, dass alle großen Religionen aus synkretistischen Prozessen, also aus der Verbindung verschiedener religiöser Einflüsse hervorgegangen sind und sich im Laufe ihrer Geschichte dadurch weiterentwickelt haben.“ Nach Einschätzung des Wissenschaftlers sieht es jedoch danach aus, als ob die stark wachsende religiöse Pluralisierung aller Gesellschaften, synkretistische Prozesse besonders befördere. „Es gibt also keineswegs nur das Phänomen fundamentalistischer Abgrenzung gegenüber allen fremden religiösen Einflüssen, sondern auch die umgekehrte Entwicklung zur Herausbildung multi-religiöser Identitäten.“

Im Kontext dieser Entwicklung setzt sich der Vortrag besonders mit zwei Beispielen auseinander: der Herausbildung buddhistisch-christlicher und buddhistisch-jüdischer Identitäten. Dabei werden vor allem die Motive, die christliche und jüdische Menschen zur gleichzeitigen Übernahme buddhistischer Praktiken und Lehren führen, näher analysiert. Auf dieser Basis vertritt Prof. Dr. Schmidt-Leukel die These, dass sich multi-religiöse Identitätsbildung als das Ergebnis eines „intra-religiösen Dialogs“ verstehen lässt, das heißt „eines Dialogs, den der Mensch in seinem eigenen Innern führt, und dass dieser intra-religiöse Dialog quasi den mikrokosmischen Spiegel einer globalen Entwicklung darstellt, nämlich einer multi-religiösen Suche nach existentiell wegweisender Wahrheit“.

Prof. Schmidt-Leukel leitet am Exzellenzcluster das Projekt C2-16 Interreligiöse Theologie. Seine Forschungsschwerpunkte lauten Theologie der Religionen, Interreligiöse Beziehungen, Christlich-buddhistischer Dialog, Interreligiöse Theologie und Pluralismusfähigkeit der Religionen. (exc/ska)


Ringvorlesung „Transfer zwischen Religionen. Wenn religiöse Traditionen einander beeinflussen“

Sommersemester 2015
dienstags 18.15 bis 19.45 Uhr
Hörsaal F2 im Fürstenberghaus
Domplatz 20-22
48143 Münster