In seinem Buch „Der Spiegel der Natur: Eine Kritik der Philosophie“ („Philosophy and the Mirror of Nature“), das erstmals 1979 erschienen ist, kritisiert Richard Rorty nicht das Philosophieren selbst, sondern die Tradition der abendländischen Philosophie in ihrer Suche nach objektiven Fundamenten und Notwendigkeiten des Erkennens und Seins schlechthin. Kritisiert wird der Ansatz der insbesondere durch Descartes und Kant geprägten Philosophie, der Verstand könne die Welt, wie sie sei, repräsentieren. So schreibt Rorty in der Einleitung seines Buches: „Nicht Sätze, sondern Bilder, nicht Aussagen, sondern Metaphern dominieren den größten Teil unserer philosophischen Überzeugungen. Das Bild, das die traditionelle Philosophie gefangenhält, ist das Bild vom Bewusstsein als einen großen Spiegel, der verschiedene Darstellungen enthält – einige davon akkurat, andere nicht – und mittels reiner, nichtempirischer Methoden erforscht werden kann.“ In einer eindringlichen und weit ausgreifenden Kritik dieser Spiegel-Metaphorik gibt Rorty eine Übersicht über ihren Einfluss auf die Philosophie des 20. Jahrhunderts: eine kritische Selbstreflexion der analytischen Philosophie, die zur Dekonstruktion der bezeichneten Metaphorik führt. In den drei Teilen seines Buches diskutiert Rorty jeweils die Begriffe des Mentalen, der Erkenntnis und der Philosophie in einer von Dewey, Heidegger und dem späten Wittgenstein ausgehenden historischen Perspektive. Die Geschichte der erkenntnistheoretisch orientierten Philosophie wird dabei als eine Episode der europäischen Kulturgeschichte interpretiert. Dabei wird von Rorty nicht zuletzt auch der Begriff der objektiven Wahrheit attackieren: Es wird dafür argumentiert, „Wahrheit nicht mehr als ‚genaue Darstellung der Wirklichkeit‘, sondern […] als dasjenige [zu] verstehen, ‚was zu glauben für uns besser ist‘.“
In dem Arbeitskreis möchte ich mit euch das Buch tiefergehend studieren. Dabei liegt der Fokus weniger darauf, das komplette Buch durchzulesen. Vielmehr sollen Rortys Argumente schrittweise nachvollzogen und diskutiert werden, sodass die Gründlichkeit der Diskussion einem hastigen Durchlesen vorgezogen werden soll. Es hängt somit vom Umfang unserer Diskussionen ab, wie viel vom Buch wir gemeinsam lesen werden.
Voraussichtlich wird es am 16.04.2021 eine konstituierende Sitzung (ZOOM) geben, in der wir vor allem gemeinsam einen festen Termin für unsere wöchentlich stattfinden Treffen vereinbaren wollen. Falls ihr Interesse habt, euch mit Rortys Kritik an der traditionellen abendländischen Philosophie zu befassen, schickt mir einfach eine Mail: marius.mumbeck@uni-muenster.de
Ich freue mich auf euch und unsere Diskussionen!