MedienAlumni Münster e.V. zeichnet Neele-Marie Kempa mit dem Preis für die beste Abschlussarbeit 2018 aus
(15.07.2019) Masterarbeit über die Perspektive potentieller Mitarbeiter auf Arbeitgeberkommunikation überzeugt die Fachjury.
Der Fachkräftemangel ist eines der derzeit besonders intensiv diskutierten arbeitsmarktpolitischen Themen. Eine Branche, die vom Fachkräftemangel besonders stark betroffen ist, ist die IT-Branche. Um ihren Fortbestand zu sichern, suchen viele Unternehmen händeringend nach IT-Experten. In Anbetracht des großen Marktvolumens der deutschen IT-Wirtschaft gewinnt die Problematik an volkswirtschaftlicher Relevanz. Unter dem Titel „Die Mitarbeiterperspektive in der Arbeitgeberkommunikation: Einflussfaktoren der Arbeitgeberattraktivität aus Sicht von IT-Studierenden und deren kommunikative Umsetzung in IT-Stellenanzeigen“ geht Neele-Marie Kempa der Frage nach, wie Studierende der Informatik Faktoren der Arbeitgeberattraktivität gewichten und wie diese Faktoren in IT-Stellenanzeigen berücksichtigt werden. Für diese unter der Betreuung von Prof. Dr. Volker Gehrau und Prof. Dr. Ulrike Röttger vorgelegte Arbeit erhielt sie nun den Preis für die beste Abschlussarbeit des Jahres 2018.
Auf Basis einer Auseinandersetzung mit theoretischen Ansätzen und empirischen Studien zur strategischen Führung von Arbeitgebermarken und zu dem Konstrukt Arbeitgeberattraktivität, in die auch Ansätze aus der Psychologie und der Managementforschung einbezogen werden, arbeitet Kempa in ihrer empirischen Studie drei Typen von IT-Studierenden heraus: der „selbstbestimmte Aufsteiger“, der „bequeme Teamplayer“ und der „reflektierte Selbstverwirklicher“ unterscheiden sich anhand ihrer Erwartungen an Arbeitgeber und damit an die Arbeitgeberkommunikation. Dazu nutzt sie die Q-Methode, ein in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft bisher relativ unbekanntes und selten eingesetztes Erhebungsverfahren. Eine parallel durchgeführte Inhaltsanalyse von 122 Stellenanzeigen im IT-Sektor zeigt zunächst ganz generell, dass Unternehmen die in der Literatur diskutierten Attraktivitätsfaktoren, beispielsweise einer hinreichenden Aufgabenvielfalt, Weiterbildungsmöglichkeiten oder die Betreuung durch einen Mentor während der Einarbeitungsphase, in Stellenanzeigen unterschiedlich stark aufgreifen. Eine Zusammenführung der Ergebnisse aus Q-Methode und Inhaltsanalyse zeigt dann u.a., dass Stellenanzeigen inhaltlich am häufigsten den Informationsbedürfnissen des „reflektierten Selbstverwirklichers“ entsprechen, während der „selbstbestimmte Aufsteiger“ am wenigsten gezielt adressiert wird.
Insgesamt liefere Kempas Arbeit neuartige Erkenntnisse über die Gewichtung von Attraktivitätsfaktoren durch IT-Studierende, die für Arbeitgeber von IT-Fachkräften eine hilfreiche Orientierung zur (Neu-) Ausrichtung ihrer Arbeitgeberkommunikation darstellen kann, so die aus den wissenschaftlich und kommunikationspraktisch tätigen MedienAlumni Dr. Joachim Preusse, Marie-Luise Stepping, Carlo Teichmann und Anna-Maria Volpers bestehende Jury. Mit Blick auf den Theorieteil hob sie die sehr pointierte und auf die empirische Fragestellung orientierte Auseinandersetzung mit dem vielschichtigen Konstrukt „Arbeitgeberattraktivität“ hervor. Auch Kempas kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept „Employer Branding“, in dem die Rolle der strategischen Kommunikation zur Führung von Arbeitgebermarken vernachlässigt werde, findet die Anerkennung der Jury. Mit der „Q-Methode“ hat die Verfasserin aus Sicht der Juror*innen eine zumindest für die deutschsprachige Kommunikationswissenschaft innovative Methode zur Aufdeckung von Meinungsstrukturen eingesetzt, mit der sich eine Brücke zwischen qualitativer und quantitativer Forschung schlagen lässt.
Überzeugend seien schließlich die abgeleiteten Handlungsempfehlungen für die Arbeitgeberkommunikation mit IT-Studierenden, deren Umsetzung letztlich zu einer Verbesserung von unternehmensindividuellen Rekrutierungsproblemen von IT-Fachkräften beitragen kann. Zum Ersten sollten Unternehmen ihre Stellenanzeigen deutlich gezielter an den empirisch herausgearbeiteten Bedürfnissen von IT-Studierenden im Allgemeinen und der Studierenden-Typologie im Besonderen ausrichten, so Kempa. Die für die einzelnen Typen wichtigsten Faktoren der Arbeitgeberattraktivität sollten in Stellenanzeigen im Sinne einer integrierten Kommunikation aber auch in anderen Instrumenten der Arbeitgeberkommunikation (z.B. Karriereseiten, Social Media-Kanäle) prominent aufgegriffen werden. Zum Zweiten wird Unternehmen angeraten, die angebotenen Informationen noch stärker mit Fakten zu hinterlegen, um Stellenanzeigen den werblichen Charakter zu nehmen. Zum Dritten empfiehlt Kempa, das Fehlen bestimmter Attraktivitätsfaktoren, wie beispielsweise flexibler Arbeitszeiten, in Stellenanzeigen offen zu thematisieren und so insbesondere die Informationseinholung über Arbeitgeberbewertungsportale im Internet überflüssig zu machen.
Neele-Marie Kempa erhält mit der Auszeichnung von MedienAlumni Münster e.V. ein Preisgeld in Höhe von 500 €. Für ihre Leistungen wurde sie im Rahmen der IfK-Absolventenfeier am 12.7.2019 geehrt.