Vom Pressearchiv zur Kommunikationswissenschaft – die Geschichte des IfK
Wichtige Grundsteine zur Etablierung der Kommunikationswissenschaft in Münster sind bereits im Ersten Weltkrieg gelegt worden. Schon 1915 begann der Historiker Aloys Meister mit dem Aufbau eines Pressearchivs. Er initiierte damals außerdem einen interdisziplinären ‚Ausschuß für das Zeitungswesen‘, dessen Mitglieder regelmäßig Vorlesungen zu Pressefragen hielten. Wenige Jahre später, 1919, wurde das ‚Lektorat für Zeitungskunde‘ gegründet. Seine Leitung hatte der Journalist Friedrich Castelle inne. Als erster deutscher Privatdozent für Pressegeschichte arbeitete Karl D’Ester am Lektorat für Zeitungskunde. Da die Universität das Fach damals jedoch nicht ausreichend finanzieren konnte, verwaiste das Lektorat.
Finanzierung durch Zeitungsverleger
1927 gründete der Presseamtsleiter und Historiker Günther Wohlers mit Mitteln des Niederrheinisch-Westfälischen Zeitungsverleger-Vereins das selbstständige ‚Institut für Zeitungswesen‘. Zwei Jahre später übernahm der Redakteur Heinrich Bause die Leitung des Instituts, das 1935 in ‚Institut für Zeitungswissenschaft‘ umbenannt wurde. Zeitungswissenschaftler Ernst H. Lehmann löste Bause 1936 als Leiter ab, sein Nachfolger nur zwei Jahre später wurde Hubert Max. Nach kriegsbedingter Unterbrechung des Lehr- und Forschungsbetriebs kam 1946 der Historiker und Journalist Walter Hagemann als Professor und Direktor des Instituts für Zeitungswissenschaft nach Münster.
Ausweitung des Fachs unter Hagemann
Seit 1949 trägt die Einrichtung den Titel ‚Institut für Publizistik‘. Mit der erneuten Umbenennung wurde der thematischen Erweiterung des Faches auf alle publizistischen Medien und Prozesse Rechnung getragen. Die Münsteraner Publizistikwissenschaft gewann durch Hagemanns Engagement und seine beachtliche Produktivität Profil und Reputation.
Nach der Suspendierung Hagemanns 1959 führte zunächst sein Assistent Günter Kieslich als kommissarischer Leiter das Institut. 1960 wurde der niederländische Soziologe Hendricus J. Prakke berufen. Durch die Einführung einer funktionalistischen Forschungsperspektive und die Entgrenzung des Faches zur allgemeinen Kommunikationswissenschaft erwies sich Prakke wissenschaftlich als sehr fruchtbar.
Reaktion auf Veränderungen: Institut wurde erneut umbenannt
Ihm folgte zunächst kommissarisch (1969) und seit 1971 als Ordinarius und Direktor sein Schüler Winfried B. Lerg nach. Seine Amtszeit sollte von allen Institutsleitern die bislang längste werden. Sie dauerte insgesamt 25 Jahre. 1994 wurde Siegfried Weischenberg zum Geschäftsführenden Direktor gewählt. Nach einem kommissarischen Gastspiel des Politologen Dietrich Thränhardt folgten ihm turnusmäßig Siegfried J. Schmidt (1997), Miriam Meckel (1999), wiederum Siegfried J. Schmidt (2001) und Bernd Blöbaum (2002), Christoph Neuberger (2007), Frank Marcinkowski (2009), Ulrike Röttger (2011), Jutta Röser (2014), Thorsten Quandt (2016). Seit 2018 leitet Volker Gehrau das Institut.
Mit einem neuen Namen des Instituts wurde 1998 wiederum auf die Entwicklung des Faches reagiert – seitdem lautet er ‚Institut für Kommunikationswissenschaft‘. Außerdem erfolgte eine organisatorische Gliederung in die Abteilungen Medienwissenschaft und Journalistik.