Journalismus in der Corona-Krise
(22.11.2021) Die Pandemie ist nicht nur eine Krise für die weltweiten Gesundheits- und Sozialsysteme, sondern auch ein kritischer Moment für den Journalismus. Hier zeigt sich einerseits die Notwendigkeit für unabhängige und fundierte Berichterstattung, gleichzeitig aber auch die Schwierigkeit einer neutralen, gleichsam kritischen Begleitung komplexer gesellschaftlicher Gemengelagen. Neben traditionellen Nachrichtenanbietern treten ideologisch gefärbte ‚Alternativmedien' aus dem Netz als neue Konkurrenz auf den Plan, und der traditionelle Journalismus wird rund um den Globus jeweils für zu starke Regierungsnähe, wahlweise aber auch für eine ‚false balance' und zu starke Beachtung extremer Minderheitenpositionen kritisiert. Die jüngste Ausgabe der Fachzeitschrift „Digital Journalism" nimmt sich dieses aktuellen Themas an und versammelt ein Dutzend Beiträge zu Covid-19. Die ‚Special Issue' wird vom IfK-Professor Thorsten Quandt mit seiner Kollegin Karin Wahl-Jorgensen herausgegeben, und sie ist nur der Auftakt zu weiteren Publikationen.
Die Themenausgabe mit dem Titel „Covering Covid-19: The Coronavirus Pandemic as a Critical Moment for Digital Journalism" ist Teil von insgesamt drei thematischen Sonderausgaben der welweit führenden Fachzeitschriften Digital Journalism und Journalism Studies. Auf den Aufruf zur Einreichung von Forschungsarbeiten im Jahr 2020 erreichten das Herausgeberteam fast 200 Einreichungen, so dass die ursprüngliche geplante Special Issue auf drei Ausgaben erweitert wurde. Eine weiteres Themenheft von Digital Journalism sowie eines von Journalism Studies werden im Frühjahr 2022 erscheinen.
Das aktuelle Heft bietet einen facettenreichen Überblick über weltweite Forschungsarbeiten zum Thema. Es wird dabei deutlich, dass es nicht eine einzige Corona-Situation für den Journalismus gibt, sondern Probleme und Perspektiven weltweit durchaus unterschiedlich sind. Zudem wird aber klar, dass die Krisenhaftigkeit auch andernorts wahrgenommen wird – mit Problemen des Quellenzugangs, der Einschränkung von Arbeitsmöglichkeiten und zunehmendem ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Druck. Eingeleitet wird die Aufsatzsammlung mit einem theoretischen Essay der Herausgeber Quandt und Wahl-Jorgensen zur pandemischen Krise als „kritischem Moment".
Ergänzt wird sie durch einen Kommentar der künftigen Präsidentin der International Communication Association, Eun-Ju Lee (Seoul National University).
Weitere Autor*innen sind weltweit führende Expert*innen wie der ehemalige ICA-Präsident Claes de Vreese (University of Amsterdam), Peter van Aelst (University of Antwerp), Claudia Mellado (Pontificia Universidad Católica de ValparaÃso), Dan Hallin (University of California San Diego), Shangyuan Wu (National University of Singapore), Lambrini Papadopoulou (Panteion University of Social and Political Sciences, Athens), Jing Zeng und Mike S. Schäfer (Universität Zürich), Phillip Santos und Admire Mare (Namibia University of Science and Technology), Sebastián Valenzuela (Pontificia Universidad Católica de Chile) – um nur einige zu nennen. Insgesamt 60 WissenschaftlerInnen haben an der Ausgabe mitgewirkt, die teilweise in open access erhältlich ist: