Vertrauen und Misstrauen und Medien – Eine Bilanz
(07.12.2022) Vertrauen ist im sozialen Leben und in der Gesellschaft eine wichtige Ressource und Produktivkraft. Krisen und Konflikte in jüngerer Zeit - wie die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine oder der globale Klimawandel - sowie aktuelle Diskussionen sozialer und gesellschaftlicher Probleme werfen auch immer wieder Fragen nach der Rolle und Bedeutung von Medien und Vertrauen auf. Wie ist es um das Vertrauen gegenüber Medien bestellt und welchen Einfluss haben Medieninhalte bei der Herstellung und Aufrechterhaltung von Vertrauen und Misstrauen in unserer Gesellschaft?
Das kürzlich im Springer-Verlag erschienene Buch "Vertrauen, Misstrauen und Medien" greift diese Fragen auf. Es bilanziert Erkenntnisse aus dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Graduiertenkollegs zu "Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt". Autor Prof. Dr. Bernd Blöbaum war von 2012 bis 2021 Sprecher des Graduiertenkollegs, bis 2022 Professor für Kommunikationswissenschaft in Münster und ist seitdem Seniorprofessor am IfK.
Das Buch beschreibt in einem ersten konzeptionellen Teil, wie sich Vertrauen grundsätzlich entwickelt, wie es definiert werden kann und aus welchen Elementen sich ein Vertrauensprozess zusammensetzt. Vorgestellt werden ein Vertrauensmodell sowie Wege, Vertrauen und Misstrauen empirisch zu erforschen. Der umfangreiche empirische Teil präsentiert u.a. Daten aus eigenen repräsentativen Befragungen zu gesellschaftlichem und medialem Vertrauen und Misstrauen, die im Kontext und mit Unterstützung des am IfK verankerten "Zentrums zur Erforschung digitalisierter Öffentlichkeiten" erhoben wurden. Das Zentrum beschäftigt sich mit den Voraussetzungen, Ausprägungen und Folgen digitalisierter (Teil-)Öffentlichkeiten.
Charakteristische Unterschiede zwischen vertrauensvollen und misstrauischen Menschen werden ebenso behandelt wie Gründe für Medienmisstrauen. Medien und Journalismus als Objekte von Vertrauen und Misstrauen werden ausführlich analysiert, bevor ihre Rolle auf Vertrauen in Politik, Wissenschaft und Religion dargestellt wird. Ein bilanzierendes Fazit reflektiert, wie Vertrauen geschaffen und Misstrauen vermieden werden kann.