Preisträger 2016
MedienAlumni Münster e.V. zeichnet Emanuel Bussemas mit dem Preis für die beste Abschlussarbeit 2016 aus
Masterarbeit über die Wirkungen von interaktiven Datenvisualisierungen auf die Glaubwürdigkeit, Verständlichkeit und Attraktivität von journalistischen Kommunikationsangeboten überzeugt die Fachjury.
© IfK
Im Zuge der Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche nehmen Datenmenge und die Vielfalt der Datenstrukturen beständig zu. Im Journalismus sind Datenvisualisierungen längst mehr als nur ergänzende Informationen zu Texten und Beiträgen: Der „Datenjournalismus“ hat sich in den letzten Jahren insbesondere im Rahmen journalistischer Onlineangebote zu einem eigenständigen und zunehmend interaktiv ausgestalteten journalistischen Berichterstattungsmuster entwickelt und verheißt Rezipienten ein hohes Maß an Objektivität, Verständlichkeit und thematischer Tiefe.
Emanuel Bussemas widmet sich diesem Themenkomplex in seiner von Prof. Dr. Armin Scholl (Erstbetreuer) und Prof. Dr. Volker Gehrau (Zweitbetreuer) betreuten Masterarbeit mit dem Titel „Visualize it! Eine experimentelle Studie über die Wirkungen von interaktiven Datenvisualisierungen auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit, Verständlichkeit und Attraktivität von journalistischen Kommunikationsangeboten“. Konkret geht er den Fragen nach, inwieweit sich Datenvisualisierungen auf die von Rezipienten wahrgenommene Attraktivität, Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit von journalistischen Kommunikationsangeboten auswirken, welche Rolle die Interaktivität von Datenvisualisierungen für Rezipienten spielt und ob bestimmte Persönlichkeitsmerkmale die Wahrnehmung von interaktiven Datenvisualisierungen beeinflussen.
Für seine Arbeit wird Emanuel Bussemas mit dem vom Absolventenverein MedienAlumni Münster e.V. (MAM) vergebenen Preis für die beste Abschlussarbeit des Jahres 2016 ausgezeichnet. Damit hat er sich in einem Bewerberfeld mit zahlreichen qualitativ hochwertigen Abschlussarbeiten durchgesetzt.
Der Studie liegt die Ausgangsbeobachtung zu Grunde, dass interaktive Datenvisualisierungen im Journalismus zwar mit Blick auf die Kommunikatorseite – z.B. zu Aspekten wie Rollenverständnissen, Tätigkeitsprofilen oder Produktionsbedingungen – bereits relativ ausgeprägt beforscht worden sind, empirische Erkenntnisse zu Rezipienten interaktiver Datenvisualisierungen insbesondere im journalistischen Kontext aber noch rar sind. Auf Basis eines einfaktoriellen Online-Experiments mit drei Versuchsgruppen hat Bussemas u.a. ermittelt, dass der Einsatz von Datenvisualisierungen die von Rezipienten wahrgenommene Glaubwürdigkeit journalistischer Kommunikationsangebote, ihr Vertrauen in die journalistische Faktenselektivität und die wahrgenommene Attraktivität des journalistischen Kommunikationsangebotes erhöht – wobei die Visualisierung von Daten natürlich nur eine von vielen Einflussgrößen für die Zuschreibung von Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Attraktivität darstellt. Zu weiteren Einflussgrößen zählen, auch das zeigen Bussemas‘ Befunde, insbesondere das Involvement der Rezipienten, die allgemeine Einstellung zu Daten und die Erfahrung der Rezipienten mit Datendarstellungen („graph literacy“). Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass die Verständlichkeit, Attraktivität und Glaubwürdigkeit in hohem Maße miteinander verwoben sind. Rezipienten, die Kommunikationsangebote beispielsweise als verständlich und nützlich einschätzen, tendieren in der Regel dazu, sie auch als attraktiv und glaubwürdig zu bewerten. Zudem konnte Bussemas zeigen, dass die Interaktivität von Datenvisualisierungen gegenüber statischen Visualisierungen von Daten zwar einen positiven Einfluss auf die Attraktivität von journalistischen Beiträgen für Rezipienten hat, nicht aber auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit und Verständlichkeit.
Die aus Wissenschaftlern und Kommunikationspraktikern bestehende Jury – den MedienAlumni Dr. Joachim Preusse, Marie-Luise Stepping, Carlo Teichmann und Anna-Maria Volpers – hob hervor, dass der Verfasser im theoretischen Teil zunächst auch fachfremde Ansätze (bspw. die Kognitive Theorie des Multimedialen Lernens, die Theorie der Multiplen Externen Repräsentationen) sichtet und dabei in dem Sinne gezielt und präzise vorgeht, als nur solche Annahmen und Erkenntnisse vorgestellt werden, die sich auf den Untersuchungsbereich seiner Studie auch anwenden lassen. Die identifizierte Forschungslücke wurde methodisch sehr elaboriert, sorgfältig und transparent bearbeitet. Die differenzierten Befunde wurden schließlich konsequent auf die zuvor erarbeitete theoretische Einbettung der Forschungsfragen rückbezogen – und in diesem Zusammenhang auch Erklärungslücken der theoretischen Ansätze für die konkreten Befunde der Arbeit benannt. Positiv hervorgehoben wurde von der Jury auch, dass Bussemas praktische Implikationen seiner Studie benennt: Die Ergebnisse verkleinern nicht nur eine kommunikationswissenschaftliche Forschungslücke im Bereich der Medienwirkungsforschung, sondern können von Medienorganisationen auch zur Begründung von Investitionsentscheidungen in datenjournalistische Projekte genutzt werden.
Emanuel Bussemas erhält mit der Auszeichnung von MedienAlumni Münster e.V. ein Preisgeld in Höhe von 500 €. Für seine Leistung wird er im Rahmen der IfK-Absolventenverabschiedung am 28.07.2017 geehrt.