© Stefan Klatt

Valerie Fuhrig

Historisches Seminar
Abteilung für westfälische Landesgeschichte
Domplatz 20–22
48143 Münster

Raum: 35

Telefon: +49 (0)251 -83 24346

E-Mail: valerie.fuhrig@uni-muenster.de

  • Ausbildung

    2014
    Abitur am Valentin-Heider-Gymnasium in Lindau am Bodensee

    2014-2018
    Bachelorstudium der Geschichtswissenschaften und Orientalistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    2018-2022
    Masterstudium der Geschichtswissenschaften und Sprachen und Kulturen der islamischen Welt an der Universität zu Köln

    Seit 2022
    Promotionsstudium in mittelalterlicher Geschichte an der Universität Münster

  • Beruflicher Werdegang

    2017-2018     
    Studentische Hilfskraft im Papsturkundenprojekt der Regesta Imperii

    Seit September 2022
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Westfälische Landesgeschichte der Universität Münster

  • Dissertationsprojekt

    Kommunale Selbstverwaltung und Verschriftlichungsprozesse im Schreinswesen der Sondergemeinde St. Kolumba (Arbeitstitel)

    Die Schreinskarten und Schreinsbücher der Kölner Sondergemeinden dokumentierten den Liegenschaftsverkehr in Köln seit ca. 1130 bis zur Eroberung Kölns durch die Franzosen 1794. Keine andere Stadt im deutschen Reich hat eine so früh einsetzende, anhaltende und dichte Überlieferung ihrer Stadtkommune vorzuweisen. Die Einträge dokumentierten reguläre Hauskäufe, Erbregelungen, Erbleihe-, Renten- und  Pfandgeschäfte sowie nachbarrechtliche Abmachungen. Als Ursprung der Schreinsaufzeichnungen werden die Bürgerlisten der Pfarrgemeinde von St. Laurenz gewertet. Die in den Quellen als Parochien oder Kirchspiele bezeichneten Sondergemeinden erhielten im 11. Jahrhundert vom Erzbischof die Gerichtsbarkeit über Grundstücke in ihrem Bezirk. Bereits um 1200 galt die sogenannte Anschreinung nicht mehr nur als bloße Gedächtnisstütze für die Zeugen eines Rechtsaktes zur Übertragung von Eigentumsrechten, sondern als amtliches Zeugnis für diesen Rechtsakt. Knapp 50 Jahre später war die Anschreinung der maßgebliche Rechtsakt.

    Die Sondergemeinde St. Kolumba war mit ihrem Umfang von 43 ha der flächenmäßig größte Schreinsbezirk in Köln. Während bereits einiges an Forschung zur Parochie St. Kolumba an sich existiert, ist der Erschließungsgrad ihrer Schreinsbücher noch sehr gering. Vermutlich schrecken die Größe des Bezirks sowie die damit einhergehende Menge an Schreinsmaterial davor ab.

    Wie bei allen Pfarreien der ehemaligen Römerstadt und der Rheinvorstadt sind Stadtpfarrei und städtische Sondergemeinde deckungsgleich. In den ältesten erhaltenen Statuten der Sondergemeinde St. Kolumba sind die Amtleute (officiales) für die Erhaltung von Pfarrkirche und Kirchenvermögen sowie die Armenfürsorge zuständig. Im 14. Jahrhundert fungierten sie gar als Schöffen des pfarrlichen Sendgerichts. Zwischen den beiden Institutionen bestand somit keine klare Trennung im Mittelalter.  Auch die eigentlich bürgerlichen Sondergemeinden werden in den Quellen als parochia oder Kirchspiel bezeichnet, ihre Bewohner als parochiani oder Kirchspielleute.  Somit sind diese zwei lokalen Organisationseinheiten aufgrund ihrer terminologischen und topografischen Ähnlichkeit oft kaum unterscheidbar. Die Ursprünge der Pfarrsprengel reichen weit vor das 12. Jahrhundert. Die Ursprünge der Sondergemeinden sind hingegen nicht mit letztendlicher Sicherheit zu klären.

    Das frühe Schreinswesen des 12. und 13. Jahrhunderts bietet somit Einblick in eine faszinierende Umbruchphase der Stadtgeschichte. Die Ausbildung der bürgerlichen Stadtgemeinde und ihrer Kompetenzen fällt zusammen mit einer zunehmenden Verschriftlichung ehemals rein ritueller Rechtsbräuche. Wie diese Rechtsbräuche ihre schriftliche Form fanden und  sich die Institution des Schreinswesen in einer (noch) mehrheitlich illiteraten Gesellschaft etablieren konnte, soll das Hauptanliegen dieser Arbeit sein. Die Sondergemeinde St. Kolumba ist hierfür insofern prädestiniert, da wir es mit einer sehr großen Gemeinde zu tun haben, die zwar nicht der Ursprung des Schreinswesen war – sie übernahm es wohl schon in seiner etablierten Form von den älteren Schreinen St. Laurenz und Klein St. Martin – aber dafür eine sehr heterogene Bevölkerungsstruktur aufwies. Hinzu kommt, dass St. Kolumba sich im Untersuchungszeitraum hinsichtlich der Besiedlung im Westen der Parochie gerade erst ausformte, was zwangsläufig auch zu einer regen Nutzung des Schreinswesen führen musste.

    Im Rahmen dieses Projekts soll auch die Auswertung der Schreinsbücher durch die KI-gestützte Software zur Texterkennung ‚Transkribus‘ ausgelotet werden.