Vestimentäre Diskurse. ‚Tracht‘ im Elsass, in Westfalen und in Thüringen
‚Tracht‘ galt seit dem 19. Jahrhundert als ländliche, überlieferte, teilweise selbst gefertigte sowie sozial, regional und konfessionell differenzierte Kleidung, die sich grundlegend von städtischer Kleidung und Mode unterscheide. In den letzten Jahrzehnten wurde ‚Tracht‘ demgegenüber zunehmend als Produkt der Auseinandersetzung bürgerlicher, administrativer, künstlerischer und wissenschaftlicher Akteurinnen und Akteure mit der ‚Volkskultur‘ verstanden. ‚Tracht‘ ist deswegen – ähnlich wie der schottische Kilt – eher als erfundene Tradition zu analysieren denn als Variante historischer Kleidung.
Das Buchprojekt fragt im Vergleich von drei Regionen aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive danach, wie das Wissen über ‚Tracht‘ Anfang des 20. Jahrhunderts zur Aushandlung von Identität genutzt wurde. Neben regionaler und nationaler Zugehörigkeit betrifft dies Vorstellungen von Ethnizität (‚Stamm‘) und ‚Rasse‘, Geschlecht und Körper, Klasse und Stand sowie Stadt und Land.