Kölner Schreinsbücher im 13. und 14. Jahrhundert

Seit dem späten 19. Jahrhundert bis heute wird die über sieben Jahrhunderte hinweg geführte Reihe der Kölner „Schreinsbücher“ von verschiedensten Disziplinen – Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Kunstgeschichte, Sprachwissenschaften, Topographie, Genealogie oder Prosopographie usw. – als wertvoller Steinbruch für unterschiedlichste Fragestellungen genutzt. Umso erstaunlicher ist, wie wenig wir noch immer über die Genese und Ausdifferenzierung dieser Vorläufer unserer modernen Grundbücher wissen. Detailliertere Untersuchungen dazu finden sich nur für die überschaubare Zahl an sogenannten „Schreinskarten“, das heißt Aufzeichnungen auf einzelnen Pergamentblättern, mit denen entsprechende Rechtsakte und -bräuche ab dem 12. Jahrhundert erstmals in die Schrift fanden. 

In einem Forschungsvorhaben an der Abteilung für Landesgeschichte soll daher die Entwicklung des Schreinswesens im 13. und 14. Jahrhundert in den Blick genommen werden, als das massiv steigende Interesse unter Kölner und Kölnerinnen an dieser Form der Rechtssicherung für ihre Immobilien den Übergang auf eine buchförmige, immer weiter verästelte Verschriftlichung erzwang. Im Zentrum der Analyse wird die Schriftlichkeit stehen, die sich zu einem der größten Kölner Schreinsbezirke, der Sondergemeinde St. Kolumba, erhalten hat. Mit diesem maßgeblich auf noch unbearbeitetem Archivmaterial fußenden Projekt sollen zugleich Voraussetzungen dafür geschaffen werden, die selbst für die mittelalterlichen Jahrhunderte bislang kaum erschlossenen Schreinsbücher breiter digital zu erschließen.

  • Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts in Transkription

    Bislang sind von den 545 erhaltenen Bänden der Kölner „Schreinsbücher“ gerade einmal zwei – der „Mühlenschrein“ und das „Judenschreinsbuch“ aus St. Laurenz – vollständig ediert; ansonsten wurden aus der großen Masse der Schreinseinträge nur punktuell ausgewählte Auszüge publiziert, dies oft zerstreut. Zu den wenigen Ausnahmen gehört die Edition der Rechtshistoriker Hans Planitz und Thea Buyken von 1937, die immerhin rund 2500 Einträge aus verschiedenen Schreinsbüchern des 13. und 14. Jahrhunderts umfasst. Von Thea Buyken haben sich darüber hinaus jedoch auch maschinenschriftliche Transkriptionen von 10.000 weiteren Schreinsbucheinträgen erhalten, die heute im  Universitätsarchiv Köln aufbewahrt werden. Dieses Material ist durch Mitarbeiter*innen der Forschungsstelle Geschichte Kölns aufbereitet worden und steht nun hier zur Verfügung:

    Schreinsbücher Zugang 770

    Vgl. Carla Meyer-Schlenkrich, Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts in Transkription. Thea Buykens Typoskripte aus den 1930er Jahren jetzt digital verfügbar, in: Geschichte in Köln 71, 2024, S. 227-238.

  • Projektteam:

    Valerie Fuhrig, M. A. (Thema der Masterarbeit "Die Sondergemeinde St. Kolumba in der Forschung und die Erschließung ihrer Schreinsbücher“; Dissertation zum Thema „Entwicklung kommunaler Schriftlichkeit im Schreinsbezirk St. Kolumba“)

    Prof. Dr. Carla Meyer-Schlenkrich (Leitung)

  • Kooperationspartner*innen:

    Dr. Letha Böhringer, Forschungsstelle Geschichte Kölns, Universität zu Köln

    Dr. Angelika Lampen, Institut für vergleichende Städtegeschichte, Münster

    Prof. Dr. Ulrike Ludwig, Institut für vergleichende Städtegeschichte und Historisches Seminar, Universität Münster

    Dr. Max Plassmann, Historisches Archiv der Stadt Köln

    Prof. Dr. Karl Ubl, Forschungsstelle Geschichte Kölns und Historisches Institut, Universität zu Köln