Smart School – „Kluge Anekdoten“ aus einer Privatschule
In unserer zweiten Praktikumswoche in Usbekistan wurden wir zu einem Besuch in die Smart School eingeladen. Die Smart School ist eine private Ganztagsschule, in der Russisch die Unterrichtssprache ist. Die Klassen eins bis neun werden hier unterrichtet, nach usbekischem Schulsystem eine Mittelschule. Die Schule wurde erst im September 2016 eröffnet, also gerade mal zwei Wochen vor unserem Besuch. Die Umsetzung der Schulgründung begann erst im April, sodass sich im Vorbau der Schule vor kurzem noch ein Restaurant befand und einige Bauarbeiten in vollem Gange waren, als wir dort eintrafen: Eine Turnhalle wird gebaut sowie die Schulmensa. Die Schulleitung hatte eingeladen, um die Schule vorzustellen und eine Kooperation in Form einer Lehrtätigkeit als Deutschlehrer anzubahnen. Als deutsche Muttersprachler, die demnächst das Masterstudium abschließen, sind wir als Lehrkräfte für den Fremdsprachenunterricht sehr gefragt. Jemanden von uns als Lehrkraft zu gewinnen, wäre natürlich auch ein „Werbefaktor“ für die Schule, die sich durch Schulgeld finanziert, das ca. 300 USD pro Monat beträgt.
Nach einer Begrüßung im Foyer der Smart School durch Schulleitung und DeutschlehrerInnen, wurden uns stolz das Gebäude und die neuen Klassenzimmer präsentiert: Alle Räume sind mit neuen Möbeln ausgestattet, in jedem Klassenzimmer gibt es ein Smart Board, eine Webcam, sowie eine Klimaanlage. Von den Smart Boards waren wir sehr beeindruckt, schließlich sind diese selbst in deutschen Schulen keine Selbstverständlichkeit. Wir hatten beim Rundgang auch die Gelegenheit, für im Deutschunterricht in einer fünften Klasse zuzusehen. Hier wurden die Zahlen von eins bis zehn gelernt, auch mithilfe von Videos am Smart Board. Dann schauten wir kurz beim Zirkel „Mentale Arithmetik“ zu. Dieses Fach wird zusätzlich zum Mathematikunterricht erteilt und trainiert die Verknüpfung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte. Die SchülerInnen rechnen am Abakus und wiederholen die Handbewegungen mental, bis sie keine Rechenhilfe für langen Kettenaufgaben mehr benötigen.
Nach dem Rundgang durch die Schule wurden wir, wie es in Usbekistan üblich ist, zur Besprechung der weiteren Vorgehensweise, zum Essen eingeladen. Die Schulleitung machte deutlich, dass sie sich sehr freuen würde, wenn jemand von uns ein halbes oder ganzes Jahr als Lehrkraft nach Usbekistan käme. Uns wurde ein Drei-Gänge-Menü mit Vorspeisen, einem riesigen Berg Osh (dem Nationalgericht Usbekistans) und einer Obstplatte sowie Torte aufgetischt, zwei Kellner bedienten uns. Dazu wurde auf einem Flachbildfernseher eine PowerPoint Präsentation über die Schule, ihr Konzept und ihre Lehrkräfte gezeigt. Beim Essen wurde vereinbart, dass wir in der nächsten Woche zwei mal drei unterschiedliche Zirkel in drei Jahrgängen zu verschiedenen Themen anbieten. Einen Zirkel für die Primarstufe und zwei für die Mittelstufe.
Als wir eine Woche später am Nachmittag als „Lehrer“ eintrafen und durch die Flure gingen, wurden wir von gespannten Augen verfolgt. Für die Grundschulstufe wurde eine dritte Klasse ausgewählt, die gerade vor drei Wochen begonnen hatte Deutsch zu lernen. Die zwanzig Kinder saßen schon etwas müde über ihren Heften und ihrem Spielzeug, wachten aber relativ schnell auf, als sie zur Einstimmung Rechenaufgaben mit den frisch gelernten deutschen Zahlworten lösen sollten. Dann wurde ihre Lesefähigkeit beim lustigen Silbensong „TO-MA-TEN-SA-LAT“ trainiert. Bei der Vokabelvermittlung für das Lied „Wenn ich glücklich bin“ wurden die Emotionen „glücklich“, „traurig“ und „wütend“ aktiv dargestellt, was die Kinder sehr motiviert taten. Dieser Zirkel mit den jungen SchülerInnen hatte vor allem die aktive Teilnahme an kreativen und motivierenden Übungen zum Ziel. Als vierten Teil des Zirkels wurden Körperteile, wie „Kopf“, „Schultern“, „Knie“ und „Fuß“ mit Bild- und Wortkarten vermittelt, um dann das bekannte englische Kinderlied „head and shoulders“ auf Deutsch zu singen.
In den anderen Zirkeln mit älteren SchülerInnen fand ein Deutschland-Quiz statt. Der Spass an der deutschen Sprache stand hier im Vordergrund. Das Lied „Bruder Jakob“ wurde gesungen, anschließend wurden aus dem Text starke Verben besprochen. In der Folgewoche, wir knüpften an unsere bereits gehaltenen Zirkel an, freuten sich die SchülerInnen wieder sehr über unser Erscheinen. Zum „Tag des Lehrers“, der in Usbekistan sogar ein Feiertag ist, wurden uns gigantische Blumensträuße überreicht.
Am Ende unseres dritten Besuchs verabschiedeten wir uns von den DeutschlehrerInnen und bedankten uns für die Chance, durch den Unterricht dort eine neue und andere Lernergruppe kennen gelernt und außerdem unsere Medienkompetenz am Smart Board erweitert zu haben. Und falls jemand von uns nach dem Master wieder das Fernweh packt, stehen uns in der Smart School sicher alle Türen offen (nicht zu vergessen das fantastische Essen… wenn das kein Anreiz ist!)