Gastdozenturen stärken die Internationalisierung der Lehre - Beispiel Usbekistan
Durch intensive Kooperation der beteiligten Partner zeichnet sich die bereits seit 2003 bestehende Germanistische Institutspartnerschaft (GIP) zwischen dem Germanistischen Institut der Universität Münster und dem Lehrstuhl für Deutsche Philologie der Nationalen Universität Usbekistans aus. Im September übernahmen Prof. Dr. Juliane Stude und die Lehrbeauftragte Kordula Schulze eine Gastdozentur in Taschkent. Sie gaben dort Seminare “Mündliches und schriftliches Erzählen im Kindesalter“, "Analyse deutscher Zeitungen" sowie einen Workshop "Studieren in Deutschland". Hierbei bekamen usbekische Studierende der Germanistik, die keine Studienstipendien in Deutschland erhalten, die Möglichkeit, von Kenntnissen und Fachwissen der muttersprachlichen Dozentinnen aus Münster zu profitieren.
Für usbekische Dozenten am Lehrstuhl boten die beiden Münsteraner Wissenschaftlerinnen individuelle Coachings an, mit dem Ziel, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Das stellt in Usbekistan eine wichtige Aufgabe dar, da sich das Land seit seiner Unabhängigkeit bildungspolitisch in einem Transformationsprozess befindet. Fortgeführt werden diese Coachings durch digitale Kontakte sowie durch ein geplantes Forschungsstipendium der Taschkenter Lehrstuhlleiterin an der Universität Münster.
Für die Kolleginnen beider Universitäten ergaben sich zahlreiche Gelegenheiten, in Gesprächen die Verbindungen zu intensivieren: durch den Ausbau von Netzwerken sowie durch den Austausch von Fachwissen und die Vertiefung von Erfahrungen hinsichtlich verschiedener hochschuldidaktischer Methoden. Weiterführend war in allen akademischen und organisatorischen Fragen stets die freundschaftlich-kollegiale Unterstützung des DAAD-Lektors am Taschkenter Lehrstuhl, Prof. Dr. G.-R. Wegmarshaus.
Eine Bücherspende zum Spracherwerb, zur Sprachdidaktik und zur Pop- und Migrantenliteratur ergänzte das Engagement der Münsteraner Dozenten in Taschkent. Aktuelle deutschsprachige Forschungsliteratur, relevante fachdidaktische Publikationen sowie neueste deutsche Literatur sind in Usbekistan nur schwer erhältlich. Deshalb ist es für die Dozenten und Studierenden am Lehrstuhl für deutsche Philologie eine besondere Freude, diese Bücher nun für Lehre und Forschung nutzen zu können.
Die deutsch-usbekische Kooperation umfasst seit 2008 auch ein Schulpraktikum Münsteraner Studierender am II. Akademischen Lyzeum der Nationalen Universität. Zweimal jährlich unterrichten jeweils vier Lehramtsstudierende aus Münster für sechs Wochen Deutsch an diesem Lyzeum. Bei Gesprächen mit der Schulleitung wurde betont, dass die Arbeit der Muttersprachler am Lyzeum einen großen Nutzen für die usbekischen Schülerinnen und Schüler darstelle. Erbeten wurde eine Unterstützung mit deutschen Schulbüchern. Vor allem, weil es nach intensiven Bemühungen gelungen ist, das Fach Deutsch als erste Fremdsprache unterrichten zu können, ist hier eine gute Ausstattung mit deutschen Lehrwerken, neben den regelmäßigen Unterrichtsangeboten durch Münsteraner Studierende, von besonderer Wichtigkeit.
Auf der Agenda der beiden Gastdozentinnen stand auch ein Gespräch in der Deutschen Botschaft in Taschkent. Die Ständige Vertreterin des Botschafters, Melanie Moltmann, lud zu einem Informationsaustausch über die deutsche Bildungs- und Kulturarbeit in Usbekistan. Eine erste Unterstützung für ein institutionsübergreifendes Kulturprojekt wurde seitens der Botschaft zugesagt: Gemeinsam mit usbekischen Schulpraktikanten führten die Münsteraner Lehramtsstudenten unter fachlicher Leitung der Gastdozentinnen einen Workshop mit SchülerInnen eines Akademischen Lyzeums und einer usbekischen Mittelschule durch. Das Ziel war hier die Vertiefung von Motivation zum Lernen der deutschen Sprache und das gemeinsame interkulturelle Lernen. Perspektiven auf Lebens- und Arbeitsweisen der jeweils anderen fördert das Engagement und die transkulturellen Kompetenzen der Studierenden beider Nationalitäten.
Beim einem Empfang durch den Rektor der Nationalen Universität, Prof. Abdulshukurov, wurde der hohe Stellenwert der deutschen Philologie in Usbekistan betont sowie die Kooperation mit deutschen Partnern. Erörtert wurden in intensiven Gesprächen auch weitere Fragen zur wissenschaftlichen Qualifikation der usbekischen Dozenten, zur Einrichtung von Germanistischen Masterplätzen sowie Fragen zu Fortbildungsangeboten für usbekische Dozenten.