„Wie wir (gemeinsam) von Gott sprechen“
Ein interkonfessionelles und interreligiöses Seminarprojekt
(12. – 14. Januar 2018)
Im Zeitraum von 12.-14.01.2018 wurde in der Zusammenarbeit zwischen der Katholisch-Theologischen Fakultät, der Evangelisch-Theologischen Fakultät und dem Zentrum für Islamische Theologie ein interreligiöses Blockseminar mit dem Titel „Gemeinsam Reden über Gott“ angeboten. Das Seminar fand unter Mitwirkung von Dr. Vasile-Octavian Mihoc, Dr. Raid Al-Daghistani, Andree Burke (Mag. Theol.), Elif Emirahmetoglu (M.A.), Eike Christian Herzig (M.A.) und Sabine Joy Ihben-Bahl (M.A.) statt.
Mit diesem Seminarprojekt sollten zum einen der wissenschaftliche Diskurs zwischen den Theologien gefördert, zum anderen aber auch der informelle Austausch unter Studierenden angeregt werden. Die Leitfrage des Seminarprojektes lautete: Wie können wir einerseits aus unserer jeweils eigenen religiösen Identität heraus über Gott sprechen und wie können wir dies gemeinsam im Horizont aktueller gesellschaftlicher und politischer Fragestellungen tun? Den Beteiligten ging es grundsätzlich darum, ein Verständnis für die zentralen Inhalte der jeweils anderen Religionen bzw. Konfessionen zu entwickeln und das eigene theologische Profil anzureichern und zu schärfen. Dabei wurde auch der Versuch unternommen, die veränderten Wahrnehmungsbedingungen von Religiosität im Deutschland des 21. Jahrhunderts zu berücksichtigen und Ideen für Anknüpfungspunkte gemeinsamer Glaubenspraxis und Glaubenskommunikation zu generieren. Die Dozierenden der oben genannten Fakultäten erkannten hier enormes Potenzial für eine fruchtbare Zusammenarbeit.
Zusammengefasst zielte das Seminar auf:
- Basiswissen um andere Religionen und Konfessionen erwerbbar zu machen
- eine Analyse der religiösen Gegenwartsgesellschaft vorzunehmen
- den eigenen Glauben als erklärbaren und sprachfähigen Glauben zu erkunden
- die Pluralität des „religiösen Mainstream“ wahrnehmbar zu machen
- Netzwerke zwischen den Theologien und Theologinnen bzw. Theologen zu knüpfen
Hierzu wurden zunächst zwei Vorbereitungssitzungen organisiert. Die erste fand am 21.11.2017 in der katholischen Theologie und die zweite am 19.12.2017 im Zentrum für Islamische Theologie statt. Die beiden Vorbereitungssitzungen dienten dem gegenseitigen Kennenlernen und der allgemeinen thematischen Einführung, wobei die Zugänge und Zugangsmöglichkeiten zum eigenen Gottesverstehen erarbeitet und diskutiert wurden. Im Austausch mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus drei Fakultäten wurden somit die jeweils eigenen Ausdrucks- und Sprachformen des Glaubens in einem interreligiösen Dialog vorgestellt, diskutiert und vertieft.
An dem Blockseminar haben Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus ihrer eigenen religiösen bzw. konfessionellen Perspektive Beispiele für das Sprechen von Gott gegeben. In diesem Zusammenhang wurden die folgenden Referate gehalten:
- Al-Daghistani, Raid, Dr.: „Drei Erkenntniswege zu Gott – drei Redeweisen von Gott: falsafa, kalām, taṣawwuf“
- Burke, Andree, Mag. Theol.: „Sprechen von Gott als Handeln am Anderen: Perspektiven einer pastoralen Kirche.“
- Emirahmetoglu, Elif (M.A.): „Betrachtung der Vielfalt der Gottesvorstellungen aus der sufischer Perspektive: Ibn ʿArabī“
- Herzig, Eike, Dipl. Theol.: „Glaube und Freiheit“
- Ihben-Bahl, Sabine Joy, Dipl. Theol.: „Kann man Gott in der Natur finden? Der Streit um die Möglichkeit einer natürlichen Gotteserkenntnis bei Karl Barth und Emil Brunner“
- Mihoc, Octavian, Dr.: „Der personalhafte Gott: eine orthodoxe Perspektive“
Die Studierenden haben im Sinne der Praxis- und Forschungsorientierung mit methodisch angemessenen Arbeitsaufträgen im Anschluss an kurze Statements die Weisen des „Sprechens von Gott“ in ein Verhältnis zu ihrer eigenen Theologie gesetzt und damit versucht, Eckpunkte für ein gemeinsames Sprechen von Gott zu generieren. Die Ergebnisse wurden gesammelt und zum Schluss gemeinsam diskutiert.
Das Projektseminar fand bei den Studierenden nicht nur großes Interesse, sondern stieß auch auf eine sehr positive Resonanz. Fruchtbare Diskussionen zwischen den Dozierenden und Studierenden so wie entspannter Austausch von Ideen und Erfahrungen am Abend sorgten für eine intellektuell aufregende und zugleich freundschaftliche Atmosphäre. Die Referenten dieses Seminarprojektes kamen somit einstimmig zum Schluss, dass ein derartiges Seminar auch in der Zukunft veranstaltet werden soll.
(Text: R.A., A.B. & O.M. Foto: R.A)