Bundespräsident Joachim Gauck besucht das Zentrum für Islamische Theologie Münster (ZIT)
Bundespräsident Joachim Gauck hat das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) der WWU dazu beglückwünscht, mit der Etablierung der islamischen Theologie ein „wichtiges Kapitel deutscher Gegenwartsgeschichte“ mitzugestalten. „Was hier geschieht – in Münster und an einigen weiteren Orten in Deutschland –, das ist aufregend in vielfacher Hinsicht“, betonte das Staatsoberhaupt. „Es bedeutet Ankunft und Anerkennung, Zumutung und Zukunftsgestaltung.“
Der Bundespräsident unterstrich, dass die Verankerung der islamischen Theologie an deutschen Universitäten auch „ein Akt der Selbstverständigung“ und der Zukunftsgestaltung sei, ohne die kein Verständnis wachsen könne. Er würdigte den Mut aller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und der Verantwortlichen an den Universitäten, sich möglichen Auseinandersetzungen zu stellen und „kritisch befragen“ zu lassen. Dabei lobte er den Ansatz von ZIT-Leiter Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, der sich am Wunsch vieler Studierenden ausrichte, einen Islam zu suchen, der nicht im Widerspruch zu den deutschen Anteilen ihrer Identität stehe. Mit Blick in die Zukunft würdigte er den Islam-Diskurs: „Diese größere Selbstverständlichkeit wirkt sich auf das Miteinander in unserem Land positiv aus.“ Für die weiteren Diskussionen empfahl er vor allem eines - Besonnenheit.
Rund 400 Gäste, darunter zahlreiche Studierende des ZIT, nahmen an der Veranstaltung in der Aula der Universität teil. Zuvor hatte sich Bundespräsident Joachim Gauck an einem Fachgespräch beteiligt - mit mehreren Mitgliedern des WWU-Rektorats und des Exzellenzclusters, Repräsentanten von Bundes- und Landesministerien, der Mercator-Stiftung sowie Vertretern und Studierenden des ZIT. Aber auch ein Repräsentant der wichtigsten akademischen Institution in der islamischen Welt war der Einladung an die WWU gefolgt. Prof. Dr. Mahmoud Azab, Chefberater des Großscheichs der Kairoer Al-Azhar Universität in Kairo, war eigens aus Somalia nach Münster gekommen - Bundespräsident Joachim Gauck nutzte die Gelegenheit und tauschte sich mit ihm nach der Veranstaltung aus. „Die Azhar-Institution begrüßt die theologisch fundierte Arbeit des ZIT mit Nachdruck - sie ist eine notwendige Bereicherung auch für die islamische Welt“, sagte Mahmoud Azab.
Nach seiner Ansprache verfolgte Bundespräsident Joachim Gauck mit Interesse eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wozu Theologie? Der Mensch im Mittelpunkt der Religion“. Dr. Jutta Sperber (Evangelisch-Theologische Fakultät), Prof. Dr. Johannes Schnocks (Katholisch-Theologische Fakultät), der Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack sowie die beiden ZIT-Vertreter Mouhanad Khorchide und Dr. Milad Karimi tauschten sich dabei über die Bedeutung der Etablierung der islamischen Theologie an deutschen Universitäten aus. Sie alle befürworteten den akademischen Austausch, der sich schon in wenigen Jahren als selbstverständlich und für die Gesellschaft insgesamt als sehr hilfreich erweisen werde.
Mouhanad Khorchide bedankte sich für den Besuch mit einer Kalligraphie, die den Begriff der Verantwortung symbolisiert. „Sie wissen offenbar, für wie wichtig ich Verantwortung halte - deswegen freue ich mich sehr“, betonte Joachim Gauck.