Gionfest in Kyoto 2009 (Foto: M. Hasegawa)

Stadtprozessionen

Unter dem Titel "Segen für die Mächtigen: Legitimität und Legitimation politischer Herrschaft in spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Stadtprozessionen" forschte von September 2008 bis zum Frühjahr 2012 ein vierköpfiges Doktorandenteam des Exzellenzclusters 212 "Religion und Politik" der Universität Münster in Kooperation mit dem IStG. Bei dem Projekt ging es u.a. darum, den Aushandlungsprozess zwischen städtischer Obrigkeit und Landesfürsten im Hinblick auf die in den Prozessionen symbolisch kommunizierten Herrschaftsansprüche zu analysieren. Zudem wurden Wandlungsmuster des Rituals ebenso wie die Ausbildung von städtischer und konfessioneller Identität transkulturell sowie epochenübergreifend betrachtet.

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ehemalige Mitarbeiter

Teilprojekt B4

Dr. Károly Goda
Thema: Die Haupt- und Residenzstädte Buda und Wien: städtische Prozessionen zwischen spätmittelalterlicher Religiosität und politischer Inszenierung

Lena Krull
Thema: Katholizismus in der preußischen Stadt: Prozessionen in Breslau, Berlin, Essen und Münster im 19. Jahrhundert

Graduiertenschule des Exzellenzclusters

Megumi Hasegwa
Thema: Religiöse Prozessionen im Spannungsfeld städtischer Interessen. Eine vergleichende Analyse spätmittelalterlicher Städte im Heiligen Römischen Reich und in Japan

Kristina Thies
Thema: Karfreitags- und Fronleichnamsprozessionen zwischen Tridentinum und Säkularisation in München, Augsburg und Erfurt

Veranstaltungen

Neben den von den Doktoranden gegebenen Einzellehrveranstaltungen engagierte sich das Teilprojekt B4 des Exzellenzclusters auch bei weiteren Wissenschaftsprojekten an der WWU:

Publikation aus dem Projekt

Prozessionen In Preussen Cover

Die Dissertation von Dr. Lena Krull, ehemalige Mitarbeiterin am IStG im Teilprojekt B4 des Exzellenzclusters "Religion und Politik", ist 2013 erschienen:
Lena Krull, Prozessionen in Preußen. Katholisches Leben in Berlin, Breslau, Essen und Münster im 19. Jahrhundert (Religion und Politik 5), Würzburg 2013.

Katholische Prozessionen im evangelischen Königreich Preußen? Diese Kombination stellt nur auf den ersten Blick einen Gegensatz dar: Am Beginn des 19. Jahrhunderts hatte sich die konfessionelle Geschlossenheit Preußens durch neue, überwiegend katholische Gebiete aufgelöst. Besonders in Schlesien, im Rheinland und in Westfalen bekannte die katholische Bevölkerung ihren Glauben an Feiertagen wie dem Fronleichnamsfest durch Prozessionen auch im öffentlichen Raum.

Die Studie untersucht die Bedeutung dieser Feiern exemplarisch in den Städten Berlin, Breslau, Essen und Münster zwischen Säkularisation und Erstem Weltkrieg. Besonders die Auseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und dem Katholizismus im Kulturkampf hatte Konsequenzen für die Bewertung der Prozessionen: Von staatlicher Seite stufte man die Umgänge zunehmend als Bekenntnis zum politischen Katholizismus oder als Provokation von Andersgläubigen ein. Prozessionen waren damit prädestiniert, Konflikte auszulösen und galten sogar als „Straßen-Terrorismus“.

Die vorliegende Dissertation versucht, durch eine lokale Betrachtung diese Vorstellungen über Prozessionen auszudifferenzieren. Sie entwirft damit ein breites Panorama der Beziehungen von katholischer Kirche und preußischem Staat im 19. Jahrhundert.

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Das Teilprojekt B4 war eingebunden in den Exzellenzcluster 212 "Religion und Politik" der WWU.