„Praxis des richtigen Handelns und Denkens“
Über Geschichte und Konzept der protestantischen Frömmigkeit in Deutschland hat der Inhaber der „Hans-Blumenberg-Gastprofessur“, Historiker Prof. Dr. Lucian Hölscher, am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster gesprochen. „‚Frömmigkeit’ verstehe ich als einen sozialwissenschaftlichen Begriff, der die Normen und Praktiken des richtigen Lebens in modernen Gesellschaften in den Blick nimmt“, erläuterte der Wissenschaftler. Er zeichnete in seinem Vortrag den Wandel des Begriffs „Frömmigkeit“ von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert nach und zeigte an ihm, dass „religiöse Begriffe Indikatoren für gesellschaftliche Strukturen und ihre Veränderungen“ sein können. Der Titel des Vortrags lautete „Geschichte und Konzept der protestantischen Frömmigkeit“. Der Historiker widmete sich zunächst dem mittelhochdeutschen Begriff von „Frömmigkeit“, der „nicht für eine religiöse, sondern für eine bürgerliche Tugend“ gestanden habe. Der Begriff habe sich im 18. Jahrhundert auf eine „spezifisch religiöse Bedeutung“ verengt, so der Wissenschaftler. An der Entwicklung zu einem „protestantischen Verhaltensideal“ zeige sich die damalige Wende der Religionskultur zur Innerlichkeit.
Vortrag „Geschichte und Konzept der protestantischen Frömmigkeit“
Der emeritierte Bochumer Historiker Prof. Dr. Lucian Hölscher war im Sommersemester 2016 der erste „Hans-Blumenberg-Gastprofessor“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster. Die Gastprofessur, benannt nach dem einflussreichen Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996), soll dazu beitragen, innovative Impulse aus der internationalen Forschung nach Münster zu bringen, und die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit am Exzellenzcluster stärken. Dem Verbund gehören rund 200 Mitglieder aus gut 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern an.
Mehr Informationen zum Vortrag vom 26. April 2016 finden sich auf der Website des Exzellenzclusters. Journalisten können sich bei Interesse an sendefähigen O-Tönen an das Zentrum für Wissenschaftskommunikation unter der Telefonnummer +49 251/83-23376 oder per E-Mail an religionundpolitik@uni-muenster.de wenden.