„Imperien und Zugehörigkeiten“
Ringvorlesung untersucht soziale, kulturelle und religiöse Identitäten in Imperien
Zum Auftakt des ersten Themenjahrs „Zugehörigkeit und Abgrenzung. Dynamiken sozialer Formierung“ am Exzellenzcluster befasst sich eine interdisziplinäre Ringvorlesung anhand von Fallbeispielen von der Antike bis in das 20. Jahrhundert mit dem Zusammenhang von „Imperien und Zugehörigkeiten“. „Imperien haben in ihrer Geschichte erheblichen Einfluss darauf genommen, welche verschiedenen sozialen, kulturellen und religiösen Identitäten und Zugehörigkeiten zum Reich als Ganzem einzelne Gruppen für sich formulierten“, erläutern Rechtshistoriker Prof. Dr. Nils Jansen und Ethnologin Prof. Dorothea E. Schulz, PhD.
In sieben Vorträgen untersuchen die Referentinnen und Referenten aus Geschichtswissenschaft, Theologie und Politikwissenschaft ab Dienstag, dem 3. November, wie die Vielschichtigkeit von Zugehörigkeiten und sozialen, kulturellen und religiösen Identitäten imperiale Gesellschaften beeinflussten und welche Dynamiken sozialer Formierung damit verbunden waren. Die Beispiele reichen von der Geschichte der Juden im Alten Rom über das multikonfessionelle Fatimidenreich im Mittelalter bis zu westafrikanischen Soldaten, die die französische Kolonialmacht in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts in Europa einsetzte. Es sprechen etwa Herfried Münkler, Brigitte Reinwald, Wolfgang Reinhard und Lora Wildenthal.
Hintergrund der Ringvorlesung sind langjährige Debatten in der Globalisierungsforschung und globalen Geschichtswissenschaft sowie der Kolonialismusforschung und postkolonialen Theorie, die traditionelle europäische Geschichtsbilder auf den Prüfstand stellen. „Aus einer globalen Perspektive, die den Blick ehemals kolonialisierter Gesellschaften auf die kolonialisierenden Gesellschaften einbezieht, verlieren spezifisch westliche Sozialtheorien und Konzepte ihre Selbstverständlichkeit“, so die Veranstalter. Zugleich würden bei einem vergleichenden Blick die spezifischen Entwicklungslinien unterschiedlicher Gesellschaften bis in die globale politische Moderne sichtbar.
Themenjahr „Zugehörigkeit und Abgrenzung“
Das erste Themenjahr des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der WWU steht unter dem Titel „Zugehörigkeit und Abgrenzung. Dynamiken sozialer Formierung“. Das Jahresprogramm 2020/21 wendet sich der Frage zu, wie unterschiedliche soziale Gruppen in politisch, kulturell, ethnisch und religiös pluralen Gesellschaften zusammenleben, wie die Zugehörigkeit zu Gruppen und Vorstellungen von Identität entstehen, wie Konflikte reguliert werden und sozialer Ausgleich zustande kommt. An den Vortrags- und Dialogveranstaltungen, die im Laufe des Jahres durch weitere Inhalte und mediale Formate ergänzt werden, beteiligen sich nicht nur Mitglieder des Exzellenzclusters aus vielen Fächern und Forschungsprojekten, sondern auch Gäste aus anderen Forschungseinrichtungen und aus der Politik. Die Beiträge reichen von der Antike bis heute. Beteiligt sind Disziplinen wie die Soziologie, Rechts-, Geschichts- und Politikwissenschaften sowie die Psychologie, Philosophie, Theologie und Ethnologie. (exc/sca/vvm)