Welche Rolle spielt die Religion bei der Modernisierung?

Zwei Hans-Blumenberg-Gastprofessoren am Exzellenzcluster „Religion und Politik“: Soziologen Jóhann Páll Árnason und Mark Juergensmeyer – Vortragsreihe „Religion and War“ – Auftakt am 8. Mai über Religion und Modernisierung

Pressemitteilung des Exzellenzclusters vom 3. Mai 2018

Hans-Blumenberg-Gastprofessoren Prof. Dr. Mark Juergensmeyer und Prof. Dr. Jóhann Páll Árnason
© privvat

Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der WWU erwartet im Sommersemester 2018 zwei Hans-Blumenberg-Gastprofessoren: den US-amerikanischen Soziologen und Religionswissenschaftler Mark Juergensmeyer, der in einer öffentlichen Reihe im Juni in Münster über „Religion and War“ spricht, und den in Island geborenen Soziologen Jóhann Páll Árnason, der ab 8. Mai Vorträge zur Rolle der Religion im Prozess der Modernisierung hält. Die Hans-Blumenberg-Gastprofessur für Religion und Politik – benannt nach dem einflussreichen Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920–1996) – soll dazu beitragen, innovative Impulse aus der internationalen Forschung nach Münster zu bringen, und die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit am Exzellenzcluster stärken. Auf die Professur werden jedes Semester renommierte Forschende unterschiedlicher Disziplinen berufen.

Der Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack, Sprecher des Exzellenzclusters, erklärte, Jóhann Páll Árnason sei einer der führenden Vertreter der vergleichenden Zivilisationsanalyse. „Seine Publikationen in sechs verschiedenen Sprachen und seine Zusammenarbeit mit Altmeistern der Soziologie wie etwa Shmuel N. Eisenstadt weisen ihn als einen Wissenschaftler aus, der an die internationale Diskussion auf vielfache Weise Anschlüsse herstellen kann und die Forschungen am Exzellenzcluster bereichern wird.“ Mark Juergensmeyer von der University of California, Santa Barbara, habe wesentliche Forschungen zum Thema „Religion und Gewalt“ vorgelegt, die für den gleichnamigen Forschungsschwerpunkt des Exzellenzclusters von großem Interesse seien, so Detlef Pollack. „Wir erhoffen uns von der Zusammenarbeit mit beiden wertvolle Impulse für die Weiterführung unserer Forschungen."

Vorträge über „Säkularisation, Entzauberung, Autonomie“

Der Soziologe Jóhann Árnason, Emeritus von der La Trobe University in Melbourne, widmet sich in seiner Vortragsreihe und in seinen Forschungen in Münster verschiedenen Zugängen zur „religiös-politischen Konstitution der Moderne“: Wurde der Übergang von vormodernen zu modernen Gesellschaften dadurch möglich, dass die Bedeutung der Religion abnahm oder war gerade die Auseinandersetzung mit der Religion Voraussetzung für den Weg in die Moderne? Die Reihe nimmt verschiedene Theorien in den Blick, darunter Ansätze von Hans Blumenberg, dem Namensgeber der Gastprofessur, Max Weber, Shmuel Eisenstadt, Marcel Gauchet und Hans Joas.

Die öffentliche Vortragsreihe von Jóhann Árnason trägt den Titel „Säkularisation, Entzauberung, Autonomie: Zur Frage einer religiös-politischen Konstitution der Moderne“. Zum Auftakt am 8. Mai spricht er über „Hans Blumenberg und Carl Schmitt: Hintergründe und Horizonte eines Dialogs“. Der Vortrag ist um 10.15 Uhr im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 101, Johannisstraße 4 in Münster zu hören. Am 14. Mai folgt ein Abendvortrag am selben Ort um 18.15 Uhr zum Thema „Von Weber zu Eisenstadt: Religion und Politik im Zivilisationsvergleich“. Zwei weitere Vorträge befassen sich am 29. Mai und 5. Juni mit den Themen „Marcel Gauchet: Religion, Moderne und Demokratie“ und „Metamorphosen des Heiligen: Prolegomena zu einer Auseinandersetzung mit Hans Joas“, jeweils um 10.15 Uhr.

Vorträge über „Religion and War“

Zum Auftakt seiner Vortragsreihe spricht der Soziologe Mark Juergensmeyer am 12. Juni über „The Odd Appeal of War“ („Der sonderbare Reiz des Krieges“). Er fragt danach, warum auf Katastrophen so häufig, beinahe natürlich, Krieg folge. Am 18. Juni spricht der Soziologe unter dem Titel „Cosmic War“ („Kosmischer Krieg“) über mystische Dimensionen von Krieg und am 19. Juni unter dem Titel „God at War“ („Gott im Krieg“) über eine dauerhafte kulturelle Anziehungskraft von Religion und Krieg. Er erörtert, ob und wie Religion Konflikte eindämmen kann. Die Vorträge sind von 18.15 bis 19.45 Uhr im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Hörsaal JO 101, Johannisstraße 4 zu hören.

Bisherige Blumenberg-Gastprofessoren seit 2016 waren der Bochumer Historiker Prof. Dr. Lucian Hölscher, der Würzburger Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Horst Dreier, die britische Religionssoziologin Prof. Dr. Linda Woodhead und der Ethnologe Prof. Dr. Thomas Hauschild. (maz/sca/vvm)

Jóhann Páll Árnason

1940 geboren in Dalvík, Island, ist emeritierter Professor für Soziologie an der La Trobe University in Melbourne, Australien. Nach der Promotion bei Jürgen Habermas in Frankfurt, der Habilitation an der Universität Bielefeld und der Auseinandersetzung mit der kritischen Theorie der Frankfurter Schule, wendete Árnason sich makrosoziologischen Fragen zu und formulierte eine Theorie der Moderne. Er wurde zu einem führenden Vertreter der vergleichenden Zivilisationsanalyse. Nach dem Wechsel nach Australien 1975 blieb Árnason der europäischen Forschungslandschaft mit Aufenthalten an renommierten europäischen Forschungseinrichtungen verbunden. Er hat viel beachtete Publikationen vorgelegt, darunter „Civilizations in dispute“ (2003), und mit Shmuel N. Eisenstadt und Björn Wittrock „Axial civilizations and world history“ (2004). Mit einem Schwerpunkt auf Ostasien und Japan widmet er sich der Vergleichbarkeit von Zivilisationen und den je unterschiedlichen Wegen in die Moderne. Der Soziologe ist ein wichtiger Vertreter des Theorems der „multiple modernities“. (maz/vvm)

Säkularisation, Entzauberung, Autonomie: Zur Frage einer religiös-politischen Konstitution der Moderne“ mit Soziologe Prof. Dr. Jóhann Páll Árnason

Sommersemester 2018
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters
Hörsaal JO 101
Johannisstraße 4 in Münster
48143 Münster

Programm

Dienstag, 8. Mai 2018, 10.15 Uhr Hans Blumenberg und Carl Schmitt: Hintergründe und Horizonte eines Dialogs
Montag, 14. Mai 2018, 18.15 Uhr Von Weber zu Eisenstadt: Religion und Politik im Zivilisationsvergleich
Dienstag, 29. Mai 2018, 10.15 Uhr Marcel Gauchet: Religion, Moderne und Demokratie
Dienstag, 05. Juni 2018, 10.15 Uhr Metamorphosen des Heiligen: Prolegomena zu einer Auseinandersetzung mit Hans Joas

 

 

 

Mark Juergensmeyer

Mark Juergensmeyer ist Professor für Soziologie, Internationale Studien und Religionswissenschaft sowie Gründer des Orfalea Center for Global and International Studies an der University of California, Santa Barbara. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören religiöse Gewalt, Konfliktlösungen sowie südasiatische Religionen und Politik. Er untersucht, auf welche Weise Religion gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen stimulieren, eindämmen und modifizieren kann. Er fragt auch danach, worin ihre dynamische Potenz begründet liegt und durch welche externen Bedingungen Religion mobilisiert oder aber auch beschränkt werden kann. Der Wissenschaftler hat in den vergangenen Jahren international beachtete Werke vorgelegt wie „Terror in the Mind of God: The Global Rise of Religious Violence“ aus dem Jahr 2000 („Terror im Namen Gottes: Ein Blick hinter die Kulissen des gewalttätigen Fundamentalismus“), das auf Interviews mit religiösen Aktivisten weltweit basiert, darunter Dschihadisten, ISIS-Kämpfer, Anführer der Hamas und christlich-militante Abtreibungsgegner in den USA. Zu seinen Publikationen gehören auch „Die Globalisierung religiöser Gewalt. Von christlichen Milizen bis al-Qaida“ (2009), „Gandhi's Way: A Handbook of Conflict Resolution“ (2005) und „The New Cold War? Religious Nationalism Confronts the Secular State“ (1993). (maz/vvm)

Religion and War“ mit Soziologe Prof. Dr. Mark Juergensmeyer

Sommersemester 2018
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters
Hörsaal JO 101
Johannisstraße 4 in Münster
48143 Münster

Dienstag, 12. Juni 2018, 18.15 Uhr The Odd Appeal of War
Montag, 18. Juni 2018, 18.15 Uhr Cosmic War
Dienstag, 19. Juni 2018, 18.15 Uhr God at War