„Wenn religiöse Traditionen einander beeinflussen“
Ringvorlesung untersucht den Transfer zwischen Religionen von der Antike bis heute
Die Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ und des Centrums für religionsbezogene Studien (CRS) der WWU befasst sich im Sommersemester 2015 mit dem Thema „Transfer zwischen Religionen. Wenn religiöse Traditionen einander beeinflussen“. Die interdisziplinär ausgerichtete Reihe beginnt am 14. April und erörtert, wie es zwischen Religionen in verschiedenen Kulturräumen und historischen Epochen von der Spätantike bis heute zu vielfältigen Formen der Beeinflussung und des Transfers von religiösen und kulturellen Traditionen kam. Die Themen reichen von multi-religiösen Identitäten über die christliche Kabbala und die Platonismus-Rezeption in den abrahamitischen Religionen bis zur Rezeption hinduistischer Konzepte im Westen und umgekehrt. Die Vorträge sind dienstags von 18.15 bis 19.45 Uhr im Hörsaal F2 im Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, in Münster zu hören. Veranstalter der Ringvorlesung sind die Cluster-Projektgruppe „Transfer zwischen Weltreligionen: Aneignung – Transformation – Abgrenzung“ und das CRS.
„Von der Antike bis in die Gegenwart kam es zwischen Religionen in verschiedenen Kulturräumen zu vielfältigen Formen der Beeinflussung und des Transfers von religiösen und kulturellen Traditionen – sei es in mündlicher, schriftlicher, bildlicher oder praktisch-ritueller Form“, erläutert die Judaistin Prof. Dr. Regina Grundmann, die die Projektgruppe koordiniert. Zudem hätten Vertreter verschiedener Religionen nicht selten die gleichen philosophischen und wissenschaftlichen Ideen und Konzepte rezipiert, die so zu gemeinsamen Traditionsbeständen, aber auch zu kulturell unterschiedlichen Deutungen geführt hätten. Diese Austausch- und Rezeptionsprozesse gestalteten sich auf unterschiedliche Weise und lösten weitere religiöse und kulturelle Dynamiken aus. „Da die Bezugnahme auf die ,eigene‘ Tradition in der Regel der Abgrenzung von anderen Religionsgemeinschaftendient, sind diese Austausch- und Rezeptionsprozesse in Vergangenheit und Gegenwart nicht immer nur positiv verlaufen und wahrgenommen worden.“
Die öffentliche Ringvorlesung geht den vielfältigen Formen des Traditionstransfers von der Spätantike bis in die unmittelbare Gegenwart nach. Zu Wort kommen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Disziplinen: der Religionswissenschaft, Byzantinistik, Indologie, Islamwissenschaft, Judaistik, Sinologie, Theologie und Philosophie (exc/vvm)
Programm
14.04.2015 | Perry Schmidt-Leukel, Münster | Warum mit nur einer Religion leben? Anmerkungen zum Phänomen multi-religiöser Identität |
21.04.2015 | Joachim Gentz, Edinburgh | Das Große Dao ist ohne Form, ohne Wesen und ohne Namen. Formen des Transfers zwischen Religionen im regulierten Pluralismus Chinas |
28.04.2015 | Angelika Neuwirth, Berlin | Traditionsbildung durch Textstrategie: der Weg der koranischen Gemeinde von Jerusalem nach Mekka |
05.05.2015 | Katrin Kogman-Appel, Beer Sheva | Buchkultur und Bildkultur in der mittelalterlichen jüdischen Gesellschaft: Kulturaustausch zwischen Christen, Juden und Muslimen |
12.05.2015 | Andreas Speer, Köln | Philosophie und Wissenschaft als gemeinsames Erbe der abrahamitischen Religionen im Mittelalter |
19.05.2015 | Annette Wilke, Münster | Rezeption hinduistischer Konzepte im Westen und westlicher Konzepte im Hinduismus |
02.06.2015 | Wilhelm Schmidt-Biggemann, Berlin | Politische Theologie der christlichen Kabbala. Der Fall Guillaume Postel (1510–1581) |
09.06.2015 | Michael Zimmermann, Hamburg | Vom Nicht-Selbst zur Buddha-Natur? Buddhistische Vorstellungen vom Wesen des Menschen in Wechselwirkung mit anderen indischen Religionen |
16.06.2015 | Görge Hasselhoff, Dortmund | Ein neues Bild vom Judentum? Maimonides im Paris des 13. Jahrhunderts |
23.06.2015 | Jens Halfwassen, Heidelberg | Warum ist die negative Theologie für monotheistische Religionen attraktiv? Überlegungen zur Platonismusrezeption in den abrahamitischen Religionen |
30.06.2015 | Michael Grünbart, Münster | Reliquientransfer – Verbindendes zwischen den christlichen Welten des Mittelalters? |
07.07.2015 | George Sabra, Beirut | Christian-Muslim Dialogue in the Middle East: Tradition and the Exigencies of Context |
Sommersemester 2015
dienstags 18.15 bis 19.45 Uhr
Hörsaal F2 im Fürstenberghaus
Domplatz 20-22
48143 Münster