Neue Buchreihe „Religion und Politik“
Erster Band im Ergon-Verlag über frühneuzeitliche Religionskonflikte erschienen
Mit frühneuzeitlichen Religionskonflikten befasst sich das erste Buch der neuen Publikationsreihe „Religion und Politik“, die der Exzellenzcluster im Ergon-Verlag herausgibt. Historiker Prof. Dr. Ulrich Pfister hat eine Monografie über „Konfessionskirchen, Glaubenspraxis und Konflikt in Graubünden, 16.-18. Jahrhundert“ vorgelegt. Darin geht der Forscher der Frage nach, inwieweit die von ihm beschriebenen Religionskonflikte der Frühneuzeit mit Vorgängen der Staatsbildung und Veränderungen von Strukturen des religiösen Alltagswissens zusammenhingen. „Graubünden eignet sich gut zur Beantwortung dieser Fragen. Das bi-konfessionelle Territorium war zu dieser Zeit von schwach entwickelter Staatlichkeit und langanhaltenden Religionskonflikten geprägt, die bis zu konfessionell motivierten Morden und Massakern reichten“, erläutert der Autor. Er leitet am Cluster das Projekt C7 Wandel religiöser Mentalitäten und Konfessionskonflikte im 16. und 17. Jahrhundert. Eine strukturalistische Analyse.
Die christliche Glaubenspraxis wandelte sich dem Forscher zufolge ab dem 16. Jahrhundert über Konfessionsgrenzen hinweg zu verbal und universalistisch geprägten Frömmigkeitsformen. „Der universelle Wahrheitsanspruch der konfessionellen Glaubensgemeinschaften führte dazu, dass eine Konfliktlösung nur durch die Auslöschung des Gegners denkbar erschien“, so Prof. Pfister. Die Entwicklung der verschiedenen Konfessionen habe auf diese Weise gewaltsame Konflikte befördert. „Die Religionskonflikte ebbten wieder ab, als sich mit der politischen Theorie und ihren Konzepten der Staatsraison und der Souveränität nicht-religiöse Begründungen politischer Ordnung durchsetzten.“
Hinweis: Ulrich Pfister: Konfessionskirchen, Glaubenspraxis und Konflikt in Graubünden, 16.-18. Jahrhundert, Würzburg: Ergon-Verlag, 2012. ISBN: 978-3-89913-838-2, 543 Seiten, 78,00 Euro.