Bildungsideal und Kirchenpolitik
Neue Erkenntnisse über Frömmigkeit und Glaubenspraxis im 16. Jahrhundert
Mit der westfälischen Kirchenpolitik des 16. Jahrhunderts befasst sich das Buch „Pax et Concordia: Erasmische Reformkonzepte, humanistisches Bildungsideal und städtische Kirchenpolitik in Dortmund, Essen und Bielefeld im 16. Jahrhundert“ von Historiker Dr. Christian Helbich. Es ist mit Unterstützung des Exzellenzclusters in der Reihe „Westfalen in der Vormoderne“ im Münsterischen Aschendorff-Verlag erschienen. Der Autor untersucht in der Studie, inwieweit Verantwortliche in den Städten Dortmund, Essen und Bielefeld humanistische Reformimpulse und die landesherrliche Kirchenpolitik der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg aufgenommen haben.
„Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg haben im 16. Jahrhundert für mehrere Jahrzehnte versucht, in Anlehnung an die Theologie des Humanisten Erasmus von Rotterdam eine eigenständige Reform des Kirchenwesens zwischen Rom und Wittenberg durchzusetzen“, erläutert Helbich. In der Studie geht es daher zunächst um das humanistische Frömmigkeits- und Bildungsideal in der Stadt: Welche Rolle spielten städtische Schulen? War die religiöse Erziehung der Jugend konfessionell geprägt? Welche humanistischen Ideale wurden auch außerhalb der Schule vermittelt? Dazu nimmt der Historiker Reformen im Kirchen- und Gerichtswesen in den Blick, etwa zur Abendmahlpraxis, zur Frage nach volkssprachigem Gemeindegesang im Gottesdienst sowie zum Umgang mit Frömmigkeitspraktiken und Bräuchen.
Der Historiker Dr. Christian Helbich ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für vergleichende Städtegeschichte der WWU Münster. Mit dem Cluster-Forschungsprojekt B4 „Segen für die Mächtigen: Legitimität und Legitimation politischer Herrschaft in spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Stadtprozessionen“ ist er durch eine Kooperation verbunden. (bhe/vvm)
Hinweis: Christian Helbich: Pax et Concordia. Erasmische Reformkonzepte, humanistisches Bildungsideal und städtische Kirchenpolitik in Dortmund, Essen und Bielefeld im 16. Jahrhundert. Aschendorff Verlag Münster 2012. ISBN 978-3402150535