Buchschmuck des mittelalterlichen Leipziger Machsors

Judaistin Kogman-Appel über eine Handschrift zum Wormser jüdischen Gebetsritus

Buchcover
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© Harvard University

Eine berühmte mittelalterliche Prachthandschrift der jüdischen Tradition steht im Mittelpunkt einer englischsprachigen Publikation der Judaistin und Humboldt-Professorin Prof. Dr. Katrin Kogman-Appel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Sie behandelt den Buchschmuck des sogenannten Leipziger Machsors und ordnet diese Handschrift dem berühmten Wormser Gebetsritus zu. „Die Ikonographie mittelalterlicher Gebetsbücher kommuniziert mit ihren Betrachtern auf verschiedenartige Weise“, erläutert die Wissenschaftlerin, die sich mit der jüdischen Buchkultur des Mittelalters befasst. Leitfragen der Studie betreffen die verflochtenen Beziehungen zwischen Juden und Christen im späten Mittelalter, Verkettungen von Bild und Text in der mittelalterlichen Handschriftenkunst sowie das Verhältnis des Judentums zum Bild als tragendes Medium der Darstellung von Eigenidentität.

Die Monographie „A Mahzor from Worms – Art and Religion in a Medieval Jewish Community“ ist 2012 im Verlag Harvard University Press erschienen. Sie geht der Frage nach, welche Rolle solche Gebetsbücher, die für den Synagogenritus bestimmt waren, für die Identität der Gemeinde spielten. Die Ikonographie der Miniaturen ist ein zentrales Medium dieser Identitätsvermittlung. Im Leipziger Machsor reflektiert sie spezifisch das Weltbild eines der bekanntesten aschkenasischen Rabbinen des späten Mittelalters, Rabbi Eleazar ben Judah von Worms, der eine zentrale Figur des sogenannten aschkenasischen Pietismus war.

Das Gebetbuch als Ritualobjekt

Die Autorin des Buches untersucht die Bildsprache des Leipziger Machsor über verschiedene methodische Ansätze von Ritualtheorie, über historische Anthropologie, historische Kontextualisierung, bis hin zur vergleichenden Analyse von Bild und Text.
 
Prof. Dr. Katrin Kogman-Appel leitet am Exzellenzcluster das Projekt B2-24 „Von der Handschrift zur Druckerpresse: die Rolle der Buchkunst in der jüdischen Kultur des 15. und 16. Jahrhunderts“. Sie gehört der Arbeitsplattform „Transkulturelle Verflechtungen“ und der Koordinierten Projektgruppe „Mediale Figurationen des Politischen und des Religiösen“ an. (ill/vvm)


Hinweis: Kogman-Appel, Katrin: A Mahzor from Worms – Art and Religion in a Medieval Jewish Community, Cambridge, MA: Harvard University Press 2012, ISBN 9780674064546, 308 Seiten, 47,50 Euro.


Aus dem Inhaltsverzeichnis:

Chapter One:  Facts About the Leipzig Mahzor   
Chapter Two:  Worms: Community, Society, and Scholarship
Chapter Three: A Passover Sermon by Eleazar ben Judah of Worms
Chapter Four:  Halakhah and Minhag: Religious Law and Custom
Chapter Five:  Mussar: Pietist Ethics
Chapter Six:  Sod: Mystical Dimensions