China-Experten aus aller Welt zu Gast in Münster
Tagung am Exzellenzcluster über das Zusammenleben von Religionen in China
Renommierte Wissenschaftler aus China, den USA und Europa sind am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster zu einer Konferenz über die religiöse Vielfalt in China zusammengekommen. Am Samstag empfing Ratsfrau Simone Wendland (CDU) die Forscher im Friedenssaal des Münsteraner Rathauses. Organisiert hat das Symposium „Religious Diversity in Chinese Thought“ („Religiöse Vielfalt im Denken Chinas“), das am 31. Oktober endet, Religionswissenschaftler Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel vom Exzellenzcluster und Prof. Dr. Joachim Gentz von der Universität Edinburgh.
Lange Tradition im Umgang mit religiöser Vielfalt
Die Wissenschaftler hoben auf der Tagung die lange Tradition hervor, die das Reich der Mitte im Umgang mit religiöser Vielfalt hat. Daoismus, Konfuzianismus und Buddhismus hätten schon früh nebeneinander bestanden, sagte Prof. Schmidt-Leukel. Später seien weitere Religionen, insbesondere das Christentum und der Islam, hinzugekommen. Berichte über eine intolerante Religionspolitik in China zeichneten daher ein zu einseitiges Bild.
Die Forscher erörterten, wie die Religionen selbst und der chinesische Staat mit der religiösen Vielfalt umgehen. Als Beispiel aus jüngerer Zeit nannten die Religionswissenschaftler die Falun-Gong-Bewegung, die in den 1990er Jahren von staatlicher Seite zunächst gefördert, einige Jahre später jedoch verboten und verfolgt worden sei. „Auch in China zeigte und zeigt die religiöse Vielfalt ihr ambivalentes Gesicht“, sagte Prof. Schmidt-Leukel. „Einerseits war sie eine Quelle heftiger, teils gewalttätiger Spannungen, andererseits führte sie zu erstaunlichen Formen wechselseitiger Bereicherung und Veränderung.“
Die hochrangig besetzte internationale Tagung beschäftigte sich mit weiteren aktuellen und historischen Fragen der religiösen Vielfalt in China. In einem öffentlichen Vortrag hatten am Donnerstagabend Religionswissenschaftlerin Prof. Dr. Judith Berling von der US-Universität Berkeley und der Präsident der Deutschen China-Gesellschaft, Prof. Dr. Gregor Paul aus Karlsruhe, einen Einblick in die Bedeutung des Denkens Chinas für die religiöse Vielfalt gegeben. Finanziert wurde die Konferenz aus Mitteln des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, der Universität Münster und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). (bhe/vvm)