„Gefährten des Satans“
Prof. Dr. Klaus-Michael Bogdal spricht über die Darstellung von Roma in der Literatur der Frühen Neuzeit
Der Umgang der Kirche und der Bevölkerung mit Roma in der Literatur des 14. und 15. Jahrhunderts steht im Fokus eines Vortrags von Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Klaus-Michael Bogdal von der Universität Bielefeld. Am Exzellenzcluster spricht er heute über „‚Gefährten des Satans‘. ‚Zigeuner‘ zwischen Politik und Religion in der europäischen Literatur der Frühen Neuzeit“. In seinem Vortrag behandelt er, inwieweit Roma-Gruppen in der zeitgenössischen Belletristik trotz christlicher Taufe die entscheidende Aufnahme in die Gemeinschaft der Gläubigen meist ausblieb.
Welche Gründe für die Diskriminierung der Roma eine Rolle spielten, zeigt Bogdal anhand von literarischen Beispielen. So lässt sich laut dem Experten in vielen Werken der frühen Neuzeit ein tiefes Misstrauen der Kirche gegenüber der „Andersartigkeit“ von Roma erkennen – etwa aufgrund ihres fremden Aussehens oder des Vorwurfs, sie würden magische Praktiken ausüben. Wie dies sich in der Literatur auch auf die Meinung der Mehrheitsbevölkerung gegenüber Roma auswirkte und auf welche Weise religiöse, sozial- und sicherheitspolitische Gründe dabei verschmolzen und zu Diffamierung und Ausgrenzung führten, will der Wissenschaftler in Münster erläutern.
Der Vortrag beginnt heute um 16.15 Uhr. Bogdal spricht in Hörsaal J12 im Hauptgebäude des Exzellenzclusters, Johannisstraße 1-4. Der Literaturwissenschaftler ist auf Einladung der Germanistin Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf zu Gast in Münster. Wagner-Egelhaaf leitet am Cluster das Projekt B10 „Autorschaft als Skandal“. (han)