Ein Kuriosum lebt in Theater und Romanen weiter
Workshop im Franz-Hitze-Haus über die Legende der Päpstin Johanna
Die Legende der Päpstin Johanna steht im Mittelpunkt eines Workshops am Franz-Hitze-Haus, zu dem der Cluster-Wissenschaftler Dr. Thomas Lentes am Dienstag, dem 8. Juni, einlädt. „Die Legende entstand im 13. Jahrhundert und erzählt von einer Frau, die im 9. Jahrhundert den päpstlichen Stuhl bestiegen haben soll“, erläutert der Historiker und Theologe. Seither werde Johanna durch die Jahrhunderte immer neu geboren, heißt es im Einladungsflyer des Franz-Hitze-Hauses. Galt Päpstin Johanna zunächst als Kuriosum, wurde sie in der Reformationszeit geradezu diabolisiert, wie der Vortrag mit Film- und Textbeispielen zeigt. Referent Dr. Thomas Lentes ist am Exzellenzcluster wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projekts D8 "Bilder der Wunde / Die Wunde als Bild", das Passionsimaginationen im vormodernen Christentum und in der bildenden Kunst der Moderne untersucht.
Seit die historische Kritik des 19. Jahrhunderts die Existenz einer Päpstin Johanna in das Reich der Legende verwies, lebte sie in Theater und Romanen weiter. In den 70er Jahren habe der Feminismus die vermeintliche Päpstin entdeckt, so Lentes. „Donna Cross erhob sie schließlich in ihrem Besteller-Roman zum Leitbild der von der Kirche aus dem Gedächtnis gestrichenen Frau.“ Einen vorläufigen Schlusspunkt dieser Geschichte stelle Sönke Wortmanns Film „Die Päpstin“ dar.
Das Forum spürt der Entwicklung der Legende nach und wirft auch ein Licht darauf, welches Frauenbild die Geschichte transportierte, wie darin mit Kirche und Kirchenkritik umgegangen wird, und wie in der Moderne Verschwörungstheorien zur Verbreitung der Legende beigetragen haben. (bhe)
Programm
- 18.30 Uhr Päpstin Johanna. Entstehung und Aktualität einer Legende (Vortrag mit Film- und Textbeispielen)
- 19.45 Uhr Abendimbiss
- 20.00 Uhr Rückfragen und Diskussion
- 21.00 Uhr Ende der Veranstaltung