Christliche Erweckung im Kalten Krieg
Vortrag über Billy Grahams Deutschlandaufenthalte in den 1950er und 60er Jahren
Dr. Uta Balbier vom German Historical Institute (GHI) in Washington spricht am Dienstag, dem 15. Juni, über den bekannten amerikanischen TV-Prediger Billy Graham. Der öffentliche Vortrag „Billy Graham in Deutschland: Christliche Erweckung und Westernisierung in den 1950er und 60er Jahren“ beginnt um 16.15 Uhr im Hauptgebäude des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, Raum J 116. Die Referentin ist auf Einladung von Prof. Dr. Thomas Großbölting und Dr. Klaus Große Kracht in Münster.
Vor 80.000 Besuchern predigte der Evangelist Billy Graham im Oktober 1954 im Berliner Olympiastadion. „Der Erfolg der Veranstaltung lässt sich nicht allein über die Sympathie der Deutschen für einen jungen, gut aussehenden Starprediger erklären“, so die Referentin. Vielmehr hätten tiefgreifende Säkularisierungsängste und Transformationsprozesse in der deutschen Religionslandschaft dabei eine Rolle gespielt. „In den Reaktionen manifestierte sich die Suche nach einer modernen Spiritualität, die christliche Lehre mit Aspekten der Populär- und Konsumkultur vereint.“ Graham verdanke seinen Zulauf in Deutschland zudem der politischen Dimension seiner Missionsarbeit im Kontext des Kalten Krieges. Sein Erfolg in Deutschland, der sich auch in den 1960er und 1970er Jahren ungebremst fortsetzte, lasse sich nur im Kontext einer transatlantischen Religionsgeschichte erklären, die weniger auf Unterschiede als auf Gemeinsamkeiten schaut. (bhe)