Die „bewegliche Ikone“
Prof. Dr. Angelika Malinar über die Inszenierung von Herrschaft in indischen Königsritualen
Deutliche Grenzen zwischen Göttlichkeit und Königtum zieht laut Prof. Dr. Angelika Malinar das indische Ritual zur Einsetzung von Königen. Darüber referiert die Zürcher Ethnologin heute in der Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“. Der öffentliche Vortrag mit dem Titel „Die ‚bewegliche Ikone‘“ beginnt um 18.15 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22.
„Der Ausdruck ‚Bewegliche Ikone‘ markiert in verschiedener Hinsicht ein Schnittfeld in der Deutung des Königtums und seiner Rituale in Indien“, so Prof. Malinar. Die Bezeichnung werfe ein Licht auf das, was Rituale der Einsetzung des Königs produzieren: einen in den Status einer Ikone erhobenen König. Er könne als das bewegliche Pendant des im Tempel „inthronisierten“ Kultbildes angesehen werden. „Der Ablauf der Königsweihe stimmt sogar an einigen Punkten mit dem Ritual der Einsetzung eines Kultbildes in den Schreinraum überein.“ Trotz dieser Parallelen komme es nicht zur einer „Vergöttlichung“ des Königs, erklärt die Referentin.
Ihr Vortrag behandelt das hinduistische Ritual der „Einsetzung des Königs in das Königtum“, das auch über Indien hinaus Inthronisierungsrituale vor allem in Südostasien beeinflusst hat. Weiterhin werden Aspekte der Geschichte von Herrschaftsideologie und Königtum in Indien diskutiert. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Rituale der Amtseinsetzung“, die im Wintersemester jeden Dienstagabend in öffentlichen Vorträgen der Frage nachgeht, wie Menschen vom Mittelalter bis heute feierlich in geistliche und weltliche Ämter eingeführt wurden. (bhe)