Die amerikanische Natur aus römischer Sicht
Dr. Sabina Brevaglieri spricht über Wissenschaft, Religion und Politik im 17. Jahrhundert
Wie Gelehrte in der Stadt des Papstes im 17. Jahrhundert über die Natur Amerikas schrieben, schildert Dr. Sabina Brevaglieri am Dienstag, 2. Februar. Als Beispiel dient ihr ein 1651 erschienener Bildband über Mexiko. „Die Autoren haben Europa niemals verlassen, sie waren vollständig auf fremde Quellen und ihr soziales Netz angewiesen“, erklärt die Historikerin aus Florenz, die zurzeit Gast des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ ist. Ihr Vortrag beginnt um 14.15 Uhr im Raum S041 (ehemals F7) des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22. Er trägt den Titel „Writing on the American nature at the scale of Rome. The ,Mexican Treasury‘ between long-distance missions and the Thirty Years War (1611-1651)“.
Der „Mexikanische Schatz“ ist Brevaglieri zufolge ein tausendseitiger, großformatiger Bildband. Teilweise ging er schon vor 1630 in Druck, veröffentlicht wurde er aber erst 1651. Die berühmte „Accademia die Lincei“ in Rom förderte ihn entscheidend, gewidmet war er Papst Urban VIII. und dessen Neffen, Kardinal Francesco Barberini.
Brevaglieri untersucht, unter welchen politischen Rahmenbedingungen dieser Bildband zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges in der „Hauptstadt der katholischen Welt“ entstand. Außerdem interessieren sie die komplizierten Wege, auf denen sich das neue Wissen verbreitete. „Einerseits waren die Berichte von Amerika-Missionaren wichtig. Andererseits diskutierten die Römer ihre wissenschaftlichen Beobachtungen über die Alpen hinweg mit Gelehrten im Heiligen Römischen Reich“, sagt die Historikerin. Deutsche Katholiken seien dabei ebenso eingebunden gewesen wie protestantische Höfe. „Bis zu einem gewissen Grad wurde das Wissen von der Natur sogar zu einem wirkungsvollen politischen Werkzeug in den Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen.“, so Brevaglieri. (arn)
Dr. Sabina Brevaglieri ist noch bis Ende Februar als Gast des Exzellenzclusters in Münster.