Krönungen, Prozessionen und Weihen

Tagungsband der Historikerin Stollberg-Rilinger über die Bildlichkeit symbolischer Akte

Buchcover
© Rhema

Die Bildlichkeit symbolischer Akte steht im Mittelpunkt eines Bandes der Historikerin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Der Band, den sie gemeinsam mit Thomas Weißbrich herausgegeben hat, ist im Verlag Rhema erschienen. „Symbolische Akte haben in der Vormoderne stets eine starke visuelle Präsenz“, erläutert die Wissenschaftlerin. „Feierliche Umzüge und Krönungen, Prozessionen und Weihen galten den Zeitgenossen als ‚spectacula‘.“ Ihr suggestiver Schauwert erweise sich dabei als Inszenierungsstrategie, die entscheidend zur wirksamen Vermittlung politischer und religiöser Botschaften beitrage.

Die Beiträge des Bandes zeigen, dass sich die Bildlichkeit symbolischer Akte auf mehreren, eng miteinander verbundenen Ebenen beobachten lässt: Einzelne Gesten und Gebärden der Akteure weisen bildliche Qualität auf, vor allem aber die komplexen Handlungsfolgen von Ritualen und Zeremonien. Sie werden als öffentlich sichtbare ‚lebende‘ Bilder aufgeführt und auch als solche verstanden – das gegenseitige Sehen und Gesehenwerden ist für sie kennzeichnend. „Auf performativer Ebene können darüber hinaus materielle Bilder in diese Handlungen einbezogen werden, sei es als Gegenstand religiöser Verehrung, zum Zwecke politischer Propaganda oder als repräsentative Erinnerungsmedien“, führt Prof. Stollberg-Rilinger aus. Auf der Rezeptionsebene schließlich seien symbolische Akte ein prominentes Thema von Darstellungen in Publizistik, Historiografie und bildender Kunst. Ihre ephemere Bildlichkeit kann damit zumindest teilweise festgehalten werden, wobei sie freilich nach medialen Strategien geformt und (re)inszeniert wird. Die Beiträge befassen sich mit diesen drei Aspekten der Bildlichkeit symbolischer Akte.

Der Band dokumentiert eine internationale Tagung, die der Sonderforschungsbereich 496 »Symbolische Kommunikation und politische Wertesysteme« an der Universität Münster im Oktober 2007 veranstaltet hat. Sie diente unter anderem zur wissenschaftlichen Vorbereitung der Ausstellung »Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800–1800« im Kulturhistorischen Museum Magdeburg. Die Beiträge aus unterschiedlichen fachlichen Disziplinen thematisieren anhand von ausgewählten Fallbeispielen Zusammenhänge und intermediale Wechselbeziehungen zwischen Bildern und Handlungen, Artefakten, Texten und Tönen. Den räumlichen und zeitlichen Rahmen der Untersuchungen bildet das »Alte Europa« vom frühen Mittelalter bis zur Französischen Revolution.


Hinweis: Stollberg-Rilinger, Barbara/ Weißbrich, Thomas (Hgg.), Die Bildlichkeit symbolischer Akte (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme – Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496, vol. 28), Münster: Rhema 2010 (mit Beiträgen von Gerd Althoff, Werner Freitag, Thomas Lentes und Hans-Ulrich Thamer).