Prominenter Schriftsteller in Münster
Ulrich Horstmann liest auf einer Cluster-Tagung über das Verstummen von Autoren
Der umstrittene Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Prof. Dr. Ulrich Horstmann ist in der kommenden Woche zu Gast in Münster. Er ist am 8. April in einer öffentlichen Lesung unter dem Titel „Selbstbild mit Spielbein“ zu hören. Im Rahmen der Tagung „Autorschaft – Ikonen, Stile und Institutionen“ liest er aus seinem Buch „Die Aufgabe der Literatur oder wie Schriftsteller lernten, das Verstummen zu überleben“. Darin beschreibt er, wie Autoren mit dem Schreiben aufhörten und wie unterschiedlich sie damit umgingen. Ulrich Horstmann war mit seinem Werk „Das Untier“ in die Schlagzeilen geraten, weil er darin offen die Selbstauslöschung der Menschheit befürwortete. Die interdisziplinäre Veranstaltung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) findet vom 8. bis 10. April 2010 statt und nähert sich aus verschiedenen Perspektiven den Funktionen von Autorschaft.
Auf der Konferenz sprechen zahlreiche Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Ländern und Disziplinen. So hält Prof. Dr. Konrad Hirschler von der University of London einen Vortrag über Autorschaft im arabischen Mittelalter. Aus der Schweiz reist Prof. Dr. Eckart Conrad Lutz (Université de Fribourg) an; er referiert über Lyrik und Gespräch als Medien der Adelsreform. Prof. Dr. Michele Calella von der Universität Wien beschäftigt sich in seinem Vortrag mit Komponisten als Autoren im 15. Jahrhundert. Zudem sprechen Referentinnen und Referenten der Universitäten in Münster, Bonn, Bremen, Köln und Bamberg, der Freien Universität Berlin, der Folkwang Hochschule Essen und des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin.
Interdisziplinäre Autorforschung
Vertreten sind die Fächer Germanistik, Geschichte, Klassische Philologie, Kunstgeschichte, Mittellateinische Philologie, Musikwissenschaft, Romanistik und Theologie. Veranstalter der Tagung ist die Arbeitsgruppe „Autorschaft“ des Exzellenzclusters. Sie untersucht seit 2008 die Inszenierung von Autorschaft im Spannungsverhältnis von Religion und Politik und fragt nach der spezifischen Autorität des Autors von der Antike bis zur Gegenwart.
Die Tagung befasst sich laut Programm zunächst unter der Überschrift „Ikonen“ mit Rollenmustern von Autorschaft und ihrem historischen Gebrauch. Die folgende Tagungssektion „Stile“ fragt sowohl nach Schreibweisen als auch nach Rhetoriken des Auftritts von Autorinnen und Autoren. Die Kategorie „Institutionen“ setzt sich damit auseinander, wie in politischen, sozialen und religiösen Einflussfeldern die Wirkmächtigkeit von Autorschaft begründet und gesichert wird. Über den Bereich der Literatur hinaus geht es den Organisatoren ebenfalls um die Autorität des Autors im Hinblick auf andere Künste wie Malerei und Musik sowie in Bezug auf Religion, Wissenschaft und Politik.
Die Tagung „Autorschaft – Ikonen, Stile und Institutionen“ findet vom 8. bis zum 10. April im Hauptgebäude des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ an der Johannisstraße 1-4 statt. Die Lesung „Selbstbild mit Spielbein“ von Ulrich Horstmann beginnt am Donnerstagabend um 20.15 Uhr im Raum J 119. Pressevertreter sind an allen Tagen willkommen. (log)