Zur Person
Joseph Carens (*1945) ist der „Vater“ der Migrationsethik: Mit seinem Aufsatz „Aliens and Citizens“ begann 1987 die bis heute geführte Kontroverse, ob Staaten das Recht haben, Einwanderung nach ihrem Belieben zu regulieren, oder ob es nicht offene Grenzen geben sollte. Laut Carens hat – zumindest unter bestimmten Rahmenbedingungen – jeder Mensch das Recht, sich das Land, in dem er leben möchte, und die Gesellschaft, deren Mitglied er werden will, selbst auszusuchen. Carens hat auch zu allen anderen Bereichen der Migrationsethik entscheidende Beiträge geliefert; sein Buch The Ethics of Immigration (2013) ist in der Debatte zum wichtigsten Referenzwerk überhaupt geworden. In seinen Arbeiten vertritt Carens einen sogenannten contextual approach, das heißt, er diskutiert abstrakte Prinzipien der Moralphilosophie stets anhand von anwendungsbezogenen Beispielen, die ein adäquates Verständnis der Prinzipien erst ermöglichen sollen. Weitere Themen seines Oeuvres sind Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit und der Umgang mit einem kulturellen Pluralismus. Joseph Carens ist von John Rawls ebenso beeinflusst wie von sozialistischen Ideen; er lässt sich von den aktuell drängenden Fragen westlicher Demokratien genauso inspirieren wie von den normativen Herausforderungen der Geschichte oder den Problemlagen entfernter Kulturen.