Vielfalt und Variabilität indigener Alter(n)svorstellungen in chinesischer Poesie
Projektleitung: | Prof. Dr. Kerstin Storm |
Drittmittelgeber: | Bundesministerium für Bildung und Forschung |
Förderkennzeichen: | 01UL1908X |
Laufzeit: | Januar 2020 bis April 2021 [ab Mai 2021 Fortführung an der Universität Trier] |
Weiterführende Links: | Zum Projekt im Forschungsportal der Universität Münster |
Vor dem Hintergrund der rapide steigenden Anzahl älterer Menschen in der Volksrepublik China und der damit einhergehenden Überalterung wurde jüngst ein Status- und Imageverlust älterer Menschen in der chinesischen Gesellschaft festgestellt. Maßstab ist meist das sogenannte traditionelle, oft nicht näher definierte China, das vage vor das Ende der Kaiserzeit datiert wird. Dieses China habe sich, bedingt durch die konfuzianische Kardinaltugend xiao 孝, also Kindespietät, noch an die Ehrfurcht vor dem Alter und Postulate wie zun lao 尊老, „Ehrt die Alten!“, oder jing lao 敬老, „Respektiert die Alten!“, gebunden gefühlt. Damit ist eine weit verbreitete Vorstellung vom Alter angesprochen; ein zweites, nicht weniger verbreitetes Stereotyp äußert sich in dem daoistisch geprägten Ideal der Langlebigkeit (shou 壽), die durch Meditation und andere Praktiken erreicht werden soll. Die Manifestierung dieser zwei Stereotype verstellt den Blick vor der Vielfalt und Veränderlichkeit der Alter(n)sbilder im vormodernen China. Hier setzt das Vorhaben an: Das Gedicht als die zentrale Kunst- und Ausdrucksform des Kaiserreichs fungiert in China seit jeher als Ausdruck von Intention (zhi 志) und Emotion (qing 情) und hat dort, wie in westlich geprägten Kulturen die narratio, ausgeprägte autobiographische Dimensionen; es ist sprachlich experimentelles Medium des Selbstausdrucks. Dies indiziert einen potentiellen Facettenreichtum hinsichtlich der in chinesischen Gedichten ausgedrückten Vorstellungen vom Alter(n), der weit über die o.g. Stereotype hinausgeht. Das Vorhaben hat das übergeordnete Ziel, den Facettenreichtum, die Vielschichtigkeit und die Variabilität der Bilder vom Alter(n) in zweitausend Jahren chinesischer Dichtungsgeschichte aufzuzeigen.