Annette von Droste-Hülshoff-Lesung
Seit dem Jahr 2024 werden jährlich internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die sich in künstlerisch anspruchsvoller Weise mit der Beziehung von Religion und Politik befassen, zur Annette von Droste-Hülshoff-Lesung am Exzellenzcluster "Religion und Politik" eingeladen.
Das Verhältnis von Religion und Politik ist nicht nur Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Es wird seit jeher auch in der Literatur verhandelt. Dabei werden Fragen und Nuancen, Dilemmata und Konflikte mit literarischen Mitteln anders zum Ausdruck gebracht, als die wissenschaftliche Beschäftigung mit Religion und Politik es zu tun vermag. Aus diesem Grund veranstaltet der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster die Annette von Droste-Hülshoff-Lesung.
Namensgeberin Annette von Droste-Hülshoff
Die Namensgeberin der Lesung, die aus dem Münsterland stammende Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), die einmal von sich sagte, in hundert Jahren wolle sie gelesen werden, gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen deutscher Sprache. Wurde sie vormals gelegentlich auf das Image des biederen westfälischen Adelsfräuleins reduziert, sieht man in der Gegenwart ihre vorausweisende Modernität. Ihr kritischer Blick auf Religion und Gesellschaft sowie ihre fein gezeichneten Natur- und Landschaftsbilder, in denen sich das Verhältnis des Menschen zu einer durchaus auch bedrohten Natur spiegelt, machen ihr Werk in der heutigen Zeit auf vielfache Weise aktuell. Die 1842 erschienene Novelle Die Judenbuche, in der soziale und religiöse Zugehörigkeit und Ausgrenzung dargestellt werden, zählt seit langem zu den meistgelesenen Werken der deutschsprachigen Literatur, erhält aber gerade in der von Krisen und gesellschaftlichen Spannungen geprägten Gegenwart neue Brisanz. In ihrer reflektierten und präzisen Sprachlichkeit verweigern sich Droste-Hülshoffs komplexe Texte einfachen Antworten.