Annette von Droste-Hülshoff-Lesung

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Seit dem Jahr 2024 werden jährlich internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die sich in künstlerisch anspruchsvoller Weise mit der Beziehung von Religion und Politik befassen, zur Annette von Droste-Hülshoff-Lesung am Exzellenzcluster "Religion und Politik" eingeladen.

Das Verhältnis von Religion und Politik ist nicht nur Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Es wird seit jeher auch in der Literatur verhandelt. Dabei werden Fragen und Nuancen, Dilemmata und Konflikte mit literarischen Mitteln anders zum Ausdruck gebracht, als die wissenschaftliche Beschäftigung mit Religion und Politik es zu tun vermag. Aus diesem Grund veranstaltet der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster die Annette von Droste-Hülshoff-Lesung. 

  • Namensgeberin Annette von Droste-Hülshoff

    Portrait der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff
    © Johann Joseph Sprick, 1838, Annette von Droste-zu-Huelshoff-Stiftung Foto: Hanna-Neander

    Die Namensgeberin der Lesung, die aus dem Münsterland stammende Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), die einmal von sich sagte, in hundert Jahren wolle sie gelesen werden, gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen deutscher Sprache. Wurde sie vormals gelegentlich auf das Image des biederen westfälischen Adelsfräuleins reduziert, sieht man in der Gegenwart ihre vorausweisende Modernität. Ihr kritischer Blick auf Religion und Gesellschaft sowie ihre fein gezeichneten Natur- und Landschaftsbilder, in denen sich das Verhältnis des Menschen zu einer durchaus auch bedrohten Natur spiegelt, machen ihr Werk in der heutigen Zeit auf vielfache Weise aktuell. Die 1842 erschienene Novelle Die Judenbuche, in der soziale und religiöse Zugehörigkeit und Ausgrenzung dargestellt werden, zählt seit langem zu den meistgelesenen Werken der deutschsprachigen Literatur, erhält aber gerade in der von Krisen und gesellschaftlichen Spannungen geprägten Gegenwart neue Brisanz. In ihrer reflektierten und präzisen Sprachlichkeit verweigern sich Droste-Hülshoffs komplexe Texte einfachen Antworten.

  • Boualem Sansal (2024)

    © Francesca Mantovani®Éditions Gallimard

    Der wichtige algerische Gegenwartsautor und engagierte Intellektuelle Boualem Sansal veröffentlicht seine Romane und politischen Essays nicht in Algerien, sondern in Paris. Er schreibt in französischer, nicht in arabischer Sprache. Dennoch lebt er in Algier und nicht im Exil in Europa. Er hat ein umfangreiches Romanwerk veröffentlicht, das viele Auszeichnungen erhielt, u.a. 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

    Das Werk des 1949 in der Nähe von Algier geborenen und als Ingenieur ausgebildeten Sansal umfasst Romane, politische Analysen, Essays und Stellungnahmen, wie z.B. das Buch France – Algérie (Paris 2020), das er als Gespräch mit dem Psychiater Boris Cyrulnik veröffentlicht hat. In seinen Romanen setzt sich Sansal kritisch mit politisch-religiösen Verhältnissen auseinander, vor allem mit solchen, die von Islamismus und totalitären Regimes geprägt werden. Weiterlesen