(B14) Die Religion des höfischen Romans
Das Projekt ‚Die Religion des Höfischen Romans‘ hat sich zur Aufgabe gestellt, die spezifisch religiösen Dimensionen des deutschsprachigen höfischen Romans in den Blick zu nehmen. Vordergründig imaginieren die Romane der höfischen Kultur eine rein profane Welt, die sich geradezu von der zeitgenössischen lateinsprachigen geistlichen Literatur programmatisch abzusetzen scheint. Doch der erste Blick täuscht. Die volksprachlichen Romane sind auf vielfältige Weise und auf unterschiedlichen textuellen Ebenen geistlich kontaminiert. Das Projekt hat mit Fragen nach einer spezifischen Säkularisierungsleistung mittelalterlicher Literatur eine deutliche Umakzentuierung in der Einschätzung des höfischen Romans vorgenommen. Einer Emanzipationsthese, die lange Zeit die Forschung dominiert hat – der höfische Roman als weltliches Repräsentationsmedium adliger Laien –, wird man wohl stärker denn je eine Partizipationsthese entgegenhalten können – das Heilsprogramm des höfischen Romans, das sich in poetischen Amalgamierungen manifestiert, kommt ohne den Import christlicher Vorstellungswelten vorzugsweise in Gestalt poetisch-konnotativer Ausbeutungen christlicher Vorstellungsgehalte nicht aus.