(A14) Religiös motivierte Geldanlage: vom Zinsverbot zum Islamic Finance

Während das kanonische Zinsverbot in den westlichen Volkswirtschaften seit mehreren Jahrhunderten überwunden ist, spielt das koranische Zinsverbot (riba-Verbot) nicht nur in arabisch geprägten Staaten eine zunehmende Rolle. Es hat sich in den letzten 30 bis 40 Jahren ein eigenständiger Sektor innerhalb der globalen Bankwirtschaft entwickelt, das sogenannten Islamic Banking beziehungsweise Islamic Finance. Die angebotenen shariakonformen Finanzprodukte zielen darauf, Zinszahlungen zu vermeiden.

Dies kann durch eine erfolgsabhängige Gewinnbeteiligung geschehen oder durch die Erzeugung fester Gewinnzahlungen, die versuchen, das Zinsverbot zu umgehen. Das Teilprojekt verfolgt eine doppelte Stoßrichtung. Zum einen sollen übergreifend über verschiedene Epochen und Kulturen hinweg die Argumentationsmuster verglichen werden, mit denen Zinsverbote gerechtfertigt werden. Innerhalb dieser ersten Säule des Projekts soll sich der Vergleich auch auf verwandte Umgehungsformen und Formen der Durchsetzung von Zinsverboten erstrecken. Zum anderen werden in der zweiten Säule rechtliche Fragenstellungen des Islamic Finance in rechtsvergleichender Perspektive behandelt. 

 

Veröffentlichungen:

Liste der Veröffentlichungen zum Exzellenzclusterprojekt "Religiös motivierte Geldanlage: vom Zinsverbot zum Islamic Finance"

Ferner werden im Rahmen des Exzellenzclusters verschiedene Dissertationen zu Themen des Islamic Finance betreut:

Veranstaltungen:

Im Rahmen des Exzellenzclusterprojektes hat das Institut von Prof. Dr. Matthias Casper eine Reihe von Tagungen und Vorträgen angeboten:

  • Am 10. Mai 2012 fand in Frankfurt a.M. die zweite Konferenz der BaFin zum Islamic Finance stat. Dort referierte Prof. Casper zu dem Thema "Legal Implications of Sukuk and "Shari'a Non-Compliance" under German Law". Die Folien des Vortrages erhalten Sie hier. Beachten Sie hierzu auch den Bericht im BaFinJournal (Juni 2012) sowie ein Foto der Tagung.
  • Am 24. April 2012 fand in Frankfurt a.M. eine Veranstaltung des Institut for Law and Finance statt, auf der Prof. Casper zu dem Thema "Islamic Finance - Unterschiedliche Ansätze verschiedener islamischer Denkschulen und deren Beurteilung durch westliche Universitäten" referierte. Die Folien zu diesem Vortrag finden Sie hier.
  • Am 10. und 11. Februar 2011 fand in Münster ein Workshop zu Geschichte und Gegenwart des Zinsverbots in kulturvergleichender Perspektive mit dem Obertitel "Was vom Wucher übrigbleibt" statt.
  • Nähere Informationen zu den Veranstaltern und zum Hintergrund der Tagung sowie zum Programmablauf und Veranstaltungsort finden Sie hier zum herunterladen.
  • Am 06.07.2010 hielt Prof. Dr. Matthias Casper unter dem Titel „Normgeltung und Normumgehung. Vom Zinsverbot zum Islamic Finance" einen Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Gewohnheit, Gebot, Gesetz. Zur Entstehung von Normen in Geschichte und Gegenwart". Die Folien des Vortrages können Sie hier herunterladen.
  • Am 11.06.2010 fand eine Podiumsdiskussion in Frankfurt am Main unter dem Titel "Islamic Banking in Deutschland?" statt. Dass aus Wissenschaftlern und Praktikern zusammengesetzte Podium erörterte die aufsichtsrechtlichen Voraussetzungen für islamische Finanzdienstleistungsinstitute bzw. den Vertrieb von islamischen Finanzprodukten in Deutschland und ließ dabei vor allem Erfahrungen aus Luxemburg, Frankreich und Großbritannien einfließen. Beachten sie hierzu die Pressemitteilung des Exzellenzclusters, den Programmablauf sowie Fotos der Tagung.

In der Arbeitsgruppe "Zinsverbot im Christentum und im Islam" ist das Thema Zinsen und religiöse Zinsverbote im historisch-vergleichenden Zugriff beleuchtet worden. In den Sitzungen der Arbeitsgruppe wurden Grundtexte der Zinslehre von Aristoteles sowie klassische Texte von Ibn Rushd (Averroes) gelesen. Mit der Lektüre moderner Texte muslimischer Autoren, die gerade im Zuge des Islamic Banking das religiös hergeleitete Zinsverbot wiederaufgreifen, schloss der Arbeitskreis im Sommersemester 2010.