MASKEN: Schutz oder Zumutung?
Dossier "Epidemien. Kulturwissenschaftliche Ansichten"
Nach anfänglicher Irritation haben wir uns mehr oder weniger an das Tragen von Mund/Nasen-Schutz in öffentlichen Räumen gewöhnt. Trotzdem scheint der ,Maskenzwang‘ ein Stein des Anstoßes geblieben zu sein, der zum Gegenstand heftiger affektiver Reaktionen, etwa bei Demonstrationen gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen, wurde. Masken sind in der Kultur in vielfacher Weise verankert. So wurden zum Beispiel im Theater des antiken Griechenland von den Schauspielern Masken getragen. Dadurch konnte die dargestellte Figur auch von weit entfernten Zuschauerrängen aus deutlich wahrgenommen werden. In vielen Kulturen spielen Masken eine zentrale Rolle in Kult und Ritual, wo sie den Menschen die Möglichkeit der zeitweisen Verwandlung geben. Masken werden im Karneval getragen, wo sie Identitäten verbergen und die spielerische Annahme einer anderen Identität ermöglichen. Und nicht zuletzt verbindet man das Maskentragen mit dem kriminellen Milieu; so trägt der klassische Bankräuber im Film eine natürlich schwarze Gesichtsmaske! Auch das Bild von Schutzmasken tragendem medizinischen Personal im OP mag eher negative Konnotationen hervorrufen, wenn man an schwere Krankheiten denkt. Und doch stehen die Schutzmasken für Hygiene, medizinische Standards und den Schutz des Patienten bzw. der Patientin. Ist die Ablehnung der Alltagsmasken deshalb so groß, weil sie uns beständig an Krankheit und Tod erinnert? Oder ist es die mit der Maskenpflicht einhergehende Einschränkung der Freiheit, die Gegenreaktionen hervorruft? Allerdings kann man durchaus auch einen in Farbe und Form teilweise kreativen und humorvollen Umgang mit der Alltagsmaske beobachten. Die folgenden Beiträge beleuchten das Maskentragen aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven und machen deutlich, dass die gegenwärtige Maskenpflicht in einen kulturellen Kontext eingebunden ist, der in die Debatte bewusst oder unbewusst hineinspielt.