„Religiöse Dynamiken prägen Gesellschaften bis heute“
Neues Themenjahr „Religiöse Dynamiken“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ – Öffentlicher Auftakt zum Veranstaltungsprogramm 2022/23 – Interdisziplinäre Perspektiven auf Religion in der Gesellschaft etwa in Verschwörungsnarrativen oder dem russischen Nationalismus – Mit Kinoreihe und Lesungen zeitgenössischer Autorinnen und Autoren
Pressemitteilung vom 19. Oktober 2022
Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster befasst sich in seinem dritten Themenjahr mit „Religiösen Dynamiken“ von der Antike bis heute. Zum Auftakt am Dienstag, 25. Oktober, diskutieren Mitglieder des Verbundes, wie Religionen gesellschaftliche Veränderungen anstoßen, beschleunigen und fördern, sie aber auch hemmen. „Religionen sind vielfach treibende Kräfte für solche Veränderungsprozesse. Ihre Deutungsmuster spielen eine wichtige Rolle in gegenwärtigen Krisen und Konflikten“, führt die Religionswissenschaftlerin Prof. Dr. Astrid Reuter in das Themenjahr ein. Über diese und weitere religiöse Dynamiken diskutiert sie mit dem Historiker Prof. Dr. Wolfram Drews und dem Religionssoziologen Prof. Dr. Detlef Pollack. Der öffentliche Gesprächsabend findet im Hörsaal JO 1, Johannisstraße 1, 48143 Münster statt und beginnt um 18.15 Uhr. Für eine digitale Teilnahme via Zoom wird um eine Anmeldung per E-Mail an veranstaltungenEXC@uni-muenster.de gebeten.
Im weiteren Jahresprogramm des Exzellenzclusters, das Wolfram Drews und Astrid Reuter gemeinsam mit der Historikerin Prof. Dr. Silke Mende und der Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf zusammengestellt haben, stehen religiöse Dynamiken von der Antike bis heute im Mittelpunkt öffentlicher Vorträge, Podien und Gesprächsabende, sowie von Filmvorführungen und Lesungen zeitgenössischer Autorinnen und Autoren. Die Forschenden analysieren Muster religiöser Mobilisierung in Geschichte und Gegenwart. „Dabei sollen auch positive Dynamiken nicht übersehen werden, die auf religiösen Weltdeutungen beruhen: In der islamischen Community etwa bilden sich Gruppen heraus, die Platz für Musliminnen und Muslime in der deutschen Gesellschaft einfordern und selbst entsprechende Angebote machen, etwa der Liberal-Islamische Bund oder die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin. Dort ist auch das ‚House of One‘ zur Förderung des jüdisch-christlich-islamischen Dialogs entstanden“, so die Organisatoren. Das Themenjahr greift Impulse aus den laufenden interdisziplinären Forschungsarbeiten des Exzellenzclusters auf und stellt sie an Beispielen zur Diskussion.
Diskussionsabend über Erneuerungsprozesse in und durch Religionen
„Wir betrachten die Dynamiken innerhalb von Religionen, zwischen Religionen sowie zwischen Religion und Gesellschaft“, erläutert Wolfram Drews zur Auftaktdiskussion. Den Abend moderiert Dr. Angela Marciniak, Politikwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des Forschungsverbundes. „Wir fragen entsprechend der intrareligiösen Dimension unserer Diskussion, wie Religionsgemeinschaften sich aus sich selbst heraus erneuern. Sind sie lernfähig oder reaktivieren sie verschüttete Traditionen?“ Die Dynamiken, die aus der Beziehung zwischen verschiedenen Religionen erwachsen, nehmen die interreligiöse Dimension in den Blick. „Konkurrenz und Dialog zwischen Religionsgemeinschaften, gegenseitige Abgrenzung, aber auch Allianz und Vermischung können zu Faktoren religiösen Wandels werden“. Im Fokus der extrareligiösen Dimension liegen Formen der Dynamisierung des Religiösen, die aus dem Zusammenspiel mit soziokulturellen und historischen Kontexten angestoßen werden. „Religiöse Gemeinschaften bekommen Auftrieb, indem sie auch nicht-religiöse Interessen und Identitäten vertreten – zu beobachten etwa bei der nationalistischen Aufladung der Zugehörigkeit zur Kirche in Russland.“
Start ins Themenjahr 2022/2023 „Religiöse Dynamiken“
Das Themenjahr „Religiöse Dynamiken“ geht in seinem Verlauf auf die durchaus widersprüchlichen und gegenläufigen Forschungsbefunde und -tendenzen ein und richtet das Augenmerk auf die Frage, wie sich religiös motivierte Dynamiken herausbilden und verändern und wie sie von politischen und religiösen Akteuren instrumentalisiert werden. Beleuchtet wird auch, welche Wirkungen sie auslösen, wie sie in Frage gestellt, umgedeutet und bekämpft werden. Thematisiert wird ebenfalls der Mobilisierungsgrad religiöser Gefühle, da im Zeichen der Religion sehr unterschiedliche Emotionen von Liebe bis Hass zum Einsatz kommen. (sca/vvm)