Was glaubten die Deutschen 1933–1945?

Tagung zum Verhältnis von Nationalsozialismus und individueller Gläubigkeit

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© Museum Vilsbiburg

Eine Tagung des Exzellenzclusters untersucht neue Forschungsperspektiven auf das Verhältnis von Religion und Politik im Nationalsozialismus. „Obwohl sich der Nationalsozialismus in Deutschland in einer dominant christlich geprägten Gesellschaft etablierte, geht die herkömmliche Vermessung des Verhältnisses von NS-Bewegung und den beiden christlichen Kirchen von einem ‚Kirchenkampf‘ oder wenigstens einem Gegenüber der beiden Größen aus: dem Nationalsozialismus auf der einen und dem potentiell widerständigen Christentum auf der anderen Seite“, erläutern die Organisatoren, die Historiker Prof. Dr. Olaf Blaschke und Prof. Dr. Thomas Großbölting. „Naheliegender als eine klare Trennung zwischen Nationalsozialismus und Christentum sind komplexe Relationen zwischen den beiden sowie Rückwirkungen, insbesondere auf die individuelle ‚Gläubigkeit‘ und Sinnstiftung der Deutschen in den 1930er und 1940er Jahren“, so die Organisatoren.

Die Tagung „Was glaubten die Deutschen 1933—1945? Eine neue Perspektive auf das Verhältnis von Religion und Politik im Nationalsozialismus“ findet von Donnerstag, 6. Dezember, bis Freitag, 7. Dezember, in Münster statt. In einem öffentlichen Abendvortrag im Hörsaal F 5 im Fürstenberghaus spricht am Donnerstagabend um 18.30 Uhr Zeithistoriker Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer über das widersprüchliche Verhältnis von nationalsozialistischer „Volksgemeinschaft“ und christlichen Glaubensgemeinschaften.

Ziel der Tagung sei es, mit diesem Perspektivwechsel Religion während der NS-Zeit nicht von vornherein als Faktor von Tradition und Widerstand, sondern als mitlaufende Gegebenheit, möglicherweise gar als Teilfaktor des Regimes zu analysieren. „Wir wollen etwa fragen: Entfaltete sich der Nationalsozialismus trotz oder wegen der christlichen Grundeinstellungen der Mehrheitsgesellschaft? Möglicherweise war ein größerer Teil der Bevölkerung nicht entweder Nationalsozialist oder Christ, sondern in Gemengelagen beides.“ Diese „hybride“ Gläubigkeit gewöhnlicher Deutscher, als Mitglied der Kirche und Teil der „Herrenrasse“, als treue Christen und treue Nationalisten, steht in sozial-, motivations- und diskursgeschichtlicher Hinsicht auf der Tagung zur Diskussion. (exc/sca)