„Interreligiöse Grundlagenarbeit“
Theologischer Trialog zwischen Buddhisten, Christen und Muslimen in Washington
Zu einem der weltweit ersten theologischen Trialoge zwischen Buddhisten, Christen und Muslimen kommen vom 27. bis 29. Juni in Washington Wissenschaftler aus aller Welt zusammen. Beim dritten Treffen der internationalen Trialog-Reihe diskutieren sie an der Georgetown University das Verständnis von heilstiftendem Handeln, wie der Religionswissenschaftler und Theologe Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ ankündigt. Nach Konferenzen in Kyoto und Münster treffen sich die rund 20 Experten aus Japan, den USA, Thailand, Vietnam, der Türkei und Deutschland bereits zum dritten Mal, um über die Glaubensvorstellungen und Glaubenspraxis in den drei Religionen zu sprechen. Veranstalter der Tagung in Washington ist der katholische Theologe Prof. Dr. Peter Phan von der dortigen Georgetown University.
Das Trialog-Projekt hat der japanische Buddhismus-Experte Prof. Dr. Dennis Hirota von der Ryukoku Universität in Kyoto zusammen mit Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel ins Leben gerufen. Es trägt den Titel „Shin Buddhism, Christianity, Islam: Conversations in Comparative Theology“. Nach Washington reisen vom Exzellenzcluster auch der islamische Theologe Prof. Dr. Mouhanad Khorchide sowie von der WWU die Religionswissenschaftlerin Elif Emirahmetoglu und der katholische Theologe Daniel Rumel. „Ziel der interreligiösen Grundlagenarbeit ist es“, so Schmidt-Leukel, „durch Vergleich und Dialog neue Formen der theologischen Reflexion zu gewinnen und Einsichten aus den anderen Religionen in die eigene einzubeziehen“. Bei den vorherigen Symposien in Kyoto und Münster ging es neben theologischer Grundlagenforschung um das christliche, buddhistische und islamische Menschenbild sowie die Vorstellungen vom Bösen. Die Wissenschaftler stützen sich auf die Methodik der „Komparativen Theologie“, bei der pro Thema je ein christlicher, buddhistischer und islamischer Gelehrter seine Perspektive vorstellt, gefolgt von einer gemeinsamen Reflexion der gesamten Gruppe.
Heil und religiöse Praxis
Die Wissenschaftler untersuchen auf der dritten Tagung unter dem Titel „Salvific Action“ (heilstiftendes Handeln), wie Christentum, Islam und Shin-Buddhismus mit Erfahrung und Vermittlung von Heil umgehen. „Wir fragen nach der Rolle transzendenter Wirklichkeit für das Heil des Menschen und welche Bedeutung der religiösen Praxis zukommt“, erläutert Prof. Schmidt-Leukel. Die Tagung nimmt auch in den Blick, wie in den unterschiedlichen Traditionen religiöse Vorstellungen von Heil und Erlösung mit moralisch gutem Handeln und heilstiftenden Wirken in der Welt zusammenhängen. Dabei wird es auch darum gehen, wie sich der Mensch nach Auffassung der drei Religionen in einer „durch und durch unheilen Welt“ verhalten soll.
Zwei Vorträge der Veranstaltung sind öffentlich: Der Titel des Vortrags des katholischen Theologen Prof. Dr. Leo Lefebure von der Georgetown University lautet “‘Go, tell it on the Mountain‘: Salvific action in the light of African-American Christian experience” (‚Kommt, ruft es von den Bergen‘: Heilbringendes Handeln vor dem Hintergrund afro-amerikanischer christlicher Erfahrungen). Der japanische Buddhismus-Experte Prof. Dr. Dennis Hirota spricht über das Thema „Learning from others: Engaging the Shin Buddhist path in the contemporary world” (Von anderen Lernen: Der Shin-Buddhistische Weg in der heutigen Welt).
Vorläufer der Konferenzreihe ist ein christlich-buddhistischer Dialog, den eine Gruppe um den evangelischen Theologen John Cobb und den buddhistischen Religionswissenschaftler Masao Abe zwischen 1984 und 2004 organisierte, wie Prof. Schmidt-Leukel ausführt. „Dieser Tradition geben wir eine neue Gestalt: Zum einen ist nun von buddhistischer Seite nicht der Zen-Buddhismus, sondern der Shin-Buddhismus beteiligt, die größte Form des Buddhismus in Japan. Zum anderen haben wir den Dialog zu einem Trialog ausgeweitet, an dem nun auch muslimische Theologen mitwirken.“ (maz/vvm)