Dialoge zum Frieden 2017
Reihe der Stadt Münster über die Täufer und über Ursachen religiös begründeter Gewalt
Die Stadt Münster hat das Programm der diesjährigen „Dialoge zum Frieden“ vorgestellt. Im Reformationsjahr 2017 knüpft die Veranstaltungsreihe an eine historische Episode an, die Münster fundamental geprägt hat und noch heute Anlass für brisante Diskussionen ist: das Wirken der Täufer, einer emanzipatorischen, religiös-reformatorischen Bewegung, die in eine Schreckensherrschaft überging und 1535 in der belagerten Stadt unterging. Im Mittelpunkt stehen zwei Diskussionen im Rathausfestsaal: Zum Thema „Identität. Fundamentalismus. Gewalt – Radikalisierung religiöser Bewegungen“ am Donnerstag, 5. Oktober, 20.00 Uhr beteiligt sich der Ethnologe und Hans-Blumenberg-Gastprofessor am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ Prof. Dr. Thomas Hauschild. Am Mittwoch, 11. Oktober, 20.oo Uhr steht das Thema „Siegeszeichen. Mahnmal. Kunstwerk. Touristische Attraktion - Die Käfige am Lambertikirchturm“ im Mittelpunkt. Für beide Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich unter: dialoge-zum-frieden@stadt-muenster.de
Mit der Reihe macht Münster seine historisch begründete Verantwortung und Kompetenz für Konfliktlösungen durch Dialog in der Tradition der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden deutlich. Konzipiert und organisiert wird sie von Münster Marketing und dem Arbeitskreis „1648 – Dialoge zum Frieden“, in dem der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ im Rahmen der „Allianz für Wissenschaft“ beteiligt ist.
Radikalisierung religiöser Bewegungen
Am 5. Oktober fragen ausgewiesene Expertinnen und Experten ausgehend von der Wirkungsgeschichte der Täufer: „Wie und warum kann sich eine religiöse Bewegung so radikalisieren?“ Aus unterschiedlichen Perspektiven gehen sie der Frage nach den Ursachen von Radikalisierung und religiös begründeter Gewalt nach. Gemeinsamt mit Prof. Hauschild diskutieren Christoph Reuter, der als Nahostkorrespondent des „Spiegel“ seit fast 30 Jahren aus der Region berichtet, und Seyran Ates. Als muslimische Frau gehört die Autorin und Rechtsanwältin zu den bedeutendsten Stimmen im Kampf gegen religiöse und traditionsgebundene Gewalt. Aktuell war sie mit der Eröffnung der der liberalen Ibn Rushd-Goethe-Moschee in Berlin in den Schlagzeilen.
Am 11. Oktober diskutieren mit Blick auf die Geschichte der Täufer Fachleute aus den Bereichen Stadtgeschichte, Wissenschaft, Kunst und Kultur über die eisernen Körbe am Turm von St. Lamberti. Heute oft wahrgenommen als schauerliche Sehenswürdigkeit oder auch als ein Wahrzeichen Münsters, symbolisieren sie die dramatischen Ereignisse der Jahre 1534 und 1535. Damals wurden die gefolterten und hingerichteten Täufer zur Abschreckung in den Käfigen aufgehängt. Teilnehmer dieses Diskussionsabends sind die Münsteraner Prof. Dr. Franz-Josef Jakobi, Thomas Seifert und Jan Matthias Hoffrogge sowie der Kunstwissenschaftler Prof. Dr. Florian Matzner und die Leiterin der Mennonitischen Forschungsstelle Weierhof Dr. Astrid von Schlachta. Beide Podiumsdiskussionen moderiert die Radiojournalistin Gisela Steinhauer, WDR. Der Eintritt ist frei.
Die jährliche Schülerakademie im Franz-Hitze-Haus nimmt ebenfalls Bezug auf die Täufer. Unter dem Titel „In God we trust – Glaube und Politik zwischen Utopie und Wirklichkeit!“ beschäftigen sich die Schüler mit den Erzählmotiven Zerfall, Untergang und Wiederauferstehung in Computerspielen, TV-Serien, im Kino und im Sport. Das gesamte Programm der „Dialoge“-Reihe enthält ein Faltblatt, das in der Münster-Information im Stadthaus 1 ausliegt und online unter www.marketing.muenster.de abgerufen werden kann. (Stadt Münster/ill)