„Fraktale Theorie der Religionsvielfalt“
Panel der AAR-Jahrestagung befasst sich mit Schmidt-Leukels interreligiöser Theologie
Die „Fraktale Theorie der Religionsvielfalt“ des Religionswissenschaftlers und Theologen Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ wird international gewürdigt und diskutiert. Seine Theorie steht im Mittelpunkt eines interdisziplinären Panels bei der Jahrestagung der renommierten American Academy of Religion (AAR) im November. Unter dem Titel „Perry Schmidt-Leukel‘s Fractal Interpretation of Religious Diversity” diskutieren Vertreter von Islam, Buddhismus und Christentum, der komparativen und der interreligiösen Theologie, der interkulturellen Philosophie, der Theologie der Religionen und der postkolonialistischen Studien aus den USA und Deutschland miteinander. An dem Panel am 20. November beteiligt sich Prof. Schmidt-Leukel als Referent. Die Jahrestagung der AAR findet vom 18. bis 21. November in Boston in Massachusetts in den USA statt.
Prof. Schmidt-Leukel hat die „Fraktale Theorie der Religionsvielfalt“ in Anlehnung an die Fraktal-Theorie des Mathematikers Benoît Mandelbrot (1924-2010) entwickelt, nach der Objekte in der Natur wie Farnpflanzen oder Blumenkohl aus verkleinerten Kopien ihrer selbst zusammengesetzt sind. Interreligiöse Theologie kann nach Schmidt-Leukel von einem fraktalen Verständnis religiöser Vielfalt unterstützt werden. „Die fremde Religion und der Andersgläubige sind weniger fremd als man zunächst glaubt“, unterstreicht der Forscher. „Die neue Theorie bietet eine Alternative zur verbreiteten Ansicht, dass Religionen unvereinbar und nicht vergleichbar seien.“
„Religionen ähneln einander in ihrer Vielfalt“
Seine Theorie zur religiösen Vielfalt und zur theologischen Annäherung der Religionen präsentierte Schmidt-Leukel 2015 in den renommierten Gifford Lectures im schottischen Glasgow. „Religionen wie das Christentum, der Islam, der Hinduismus und der Buddhismus sind nach meiner Theorie einander viel ähnlicher, als bislang angenommen. Aber auf eine andere Weise: Sie ähneln einander mit Blick auf ihre jeweilige interne Vielfalt“, sagt der Wissenschaftler. Die Vielfalt der Religionen und die Unterschiede zwischen ihnen spiegeln sich in anderer Form in der internen Vielfalt der Religionen wieder. Im interreligiösen theologischen Diskurs kämen Themen und Fragen auf, die aus der Theologie der eigenen Religion bekannt seien, aber zugleich ein neues Licht darauf würfen. „Der Schlüssel zum Verständnis fremder Religionen liegt somit in der eigenen.“ Unter dem Titel „Religious Pluralism and Interreligious Theology“ hat der Forscher seine Gifford Lectures in einer erweiterten Fassung als Buch veröffentlicht.
Die Jahrestagung der AAR bringt Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen zusammen, die sich mit Religionen oder religiösen Phänomenen beschäftigen. Die AAR hat nach eigenen Angaben etwa 9.000 Mitglieder in Nordamerika und weltweit. Am Exzellenzcluster forscht Prof. Schmidt-Leukel seit 2009 zur Pluralismusfähigkeit der Religionen und zur interreligiösen Theologie. (ill)