Neue Rektorin des Wissenschaftskollegs
Historikerin Stollberg-Rilinger übernimmt Amt in Berlin – Weiter am Exzellenzcluster
Die stellvertretende Sprecherin des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der WWU, die Frühneuzeit-Historikerin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, wird Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Sie übernimmt das Amt zum 1. September 2018 von dem Archäologen Prof. Dr. Luca Giuliani, der dem Wissenschaftskolleg als Permanent Fellow auch in Zukunft verbunden bleiben wird, wie die Einrichtung mitteilte. Vorgesehen ist, dass sie Hauptantragstellerin des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ und Professorin an der WWU bleibt, allerdings mit reduzierten Pflichten. Die Mitgliederversammlung des Wissenschaftskollegs hatte die Historikerin im Einvernehmen mit dem Stiftungsrat der Wissenschaftsstiftung Ernst Reuter zur Rektorin gewählt.
Das Wissenschaftskolleg bietet international anerkannten sowie vielversprechenden jüngeren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, sich frei von Verpflichtungen für ein akademisches Jahr auf ein selbstgewähltes Arbeitsvorhaben zu konzentrieren. Die Rektorin bestimmt in Absprache mit den Permanent Fellows die wissenschaftliche Arbeit des Kollegs, leitet die Auswahlverfahren für Fellows und führt die laufenden Geschäfte. „Das Wissenschaftskolleg freut sich, mit ihr eine herausragende Forscherin, eine erfahrene Institutionenpolitikerin und eine weit über ihr Fach hinaus geschätzte Wissenschaftlerin von internationalem Rang zu gewinnen.“
Barbara Stollberg-Rilinger ist seit 1997 Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Seminar der WWU. Sie wurde 1955 in Bergisch-Gladbach geboren und studierte Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Köln, wo sie 1985 promovierte. 1994 habilitierte sie ebenfalls in Köln mit einer Arbeit über „Vormünder des Volkes? Theorien landständischer Repräsentation vom Westfälischen Frieden bis zum Ende des Alten Reiches“.
Symbolische Kommunikation
Stollberg-Rilinger befasst sich intensiv mit Fragen der Repräsentation in Gesellschaften des 16. bis 18. Jahrhunderts. Sie trägt dabei maßgeblich zu einem Verständnis der vormodernen Verfassungsgeschichte oder der bis heute schwer verständlichen politischen Formenlehre des damaligen Gemeinwesens bei. Ihre Forschungen zu Ritualen, symbolischer Kommunikation und Zeremoniell haben ein Forschungsfeld mitbegründet und erschlossen, das den Blick auf wesentliche Aspekte der Herrschaftskonstitution und -ausübung in der Vormoderne verändert hat. Sie schlüsselt die nur auf den ersten Blick randständigen Aspekte von Stil, regelhafter kommunikativer Praxis, Zeremoniell und Inszenierung in ihrer eminent politischen Bedeutung auf und legt damit die politische Grammatik dort frei, wo die historische Forschung sie bis dato nicht gesucht hat.
Die Historikerin hat zahlreiche Auszeichnungen für ihre Forschungen erhalten. 2005 erhielt sie den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), 2013 den deutschen Historikerpreis des Historischen Kollegs München. Ihr jüngstes Buch „Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit“ wurde 2017 mit dem Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung sprach ihr jüngst den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa zu. Im akademischen Jahr 2015/2016 war Stollberg-Rilinger Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Von 2011 bis 2015 war sie Sprecherin des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ und ist seither stellvertretende Sprecherin. Sie leitet am Forschungsverbund das Projekt B2-22 „Jenseits konfessioneller Eindeutigkeit. Zur diskursiven Formierung religiös devianter Gruppen in der Frühen Neuzeit“. (Wiko/vvm)