Religion im Unterhaltungsformat
Promotionsstudie zur kulturellen Kategorie des Christlichen in fiktionalen TV-Formaten
Mit christlicher Religion im Modus massenmedialer Unterhaltung als einem „erkennbaren, unterscheidbaren, relevanten und somit auch machtvollen Faktor gegenwärtiger Kultur“ befasst sich eine Studie aus der Graduiertenschule des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, die jüngst zum Abschluss gekommen ist. „Religion im Unterhaltungsformat wird in der Regel als Vehikel oder Symptom gesellschaftlichen Wandels behandelt, wobei theologische Perspektiven eine dominante Rolle spielen“, so die Kommunikationswissenschaftlerin Kathrin Nieder-Steinheuer. Unter dem Titel „Religiotainment“ analysiert sie hingegen aus einer nicht normativen Perspektive „den Status quo der kulturellen Kategorie des Christlichen im Unterhaltungsformat“.
Das Ergebnis der Dissertationsschrift ist ein neuer theoretischer Ansatz für das Feld der fiktionalen Fernsehformate, der „die kommunikative Verfasstheit der Kategorie des Christlichen entlang der Verwendung flexibler und statischer kultureller Unterscheidungen erfasst“, wie die Wissenschaftlerin erläutert.
Zum einen stellt die Kommunikationswissenschaftlerin einen engen Zusammenhang fest zwischen kirchlichen Gebäuden als Faktor christlicher Identität und geographischen Konzepten. Andererseits zeigt sich, dass religiöse Normativität und statistische Konzepte eng miteinander verbunden sind, wie Nieder-Steinheuer darlegt. Um ein passgenaues Erklärungsmodell für das Feld des „Religiotainments“ zu entwickeln, erarbeitete die Nachwuchswissenschaftlerin ihren Datenkorpus sukzessive im Sinne der sozialwissenschaftlichen Forschungsstrategie der „Grounded Theory Methodologie“. Sie unterzog zehn (von vierzehn geführten) Experteninterviews zu den ARD-Fernsehfilmreihen „Pfarrer Braun“ und „Tatort“ sowie 26 Filme dieser Formate einer kleinschrittigen Kommunikationsanalyse. Die Studie trägt den Untertitel „Eine konstruktivistische Grounded Theory christlicher Geographie- und Normalitätsproduktion im fiktionalen Fernsehformat“. (mit/ska)