„Europa gibt es doch…“
Sammelband von Martina Wagner-Egelhaaf über literarische Krisendiskurse
Mit literarischen Krisendiskursen über Europa befasst sich der neue Sammelband „Europa gibt es doch…“, den die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ mit dem Münsteraner Anglisten PD Dr. Florian Kläger herausgegeben hat. „Europa ist in der Krise, aber wann war es das nicht“, fragen die Herausgeber. „Die Beiträge des Bandes untersuchen die Rolle der Literatur bei der Imagination und Figuration Europas als Produkt von und Lösung für Krisen.“
Seit Ovid in den Metamorphosen vom Raub der phönizischen Königstochter Europa durch den als Stier getarnten Zeus erzählte, habe der europäische Kontinent einen krisenhaften literarischen Gründungsmythos, erläutern die Wissenschaftler. „Vom Rolandslied bis zum politischen Essay über den Kiewer Maidan, von der Bühne Shakespeares bis zum spanischen Gegenwartstheater: Europa werde seither von der Krise her gedacht.“
Rolandslied und Böhmen am Meer
Vor dem Hintergrund historischer und aktueller ökonomischer, politischer, religiöser und militärischer Krisen diskutiert der fächerübergreifende Band in 14 Beiträgen die Rolle der Literatur als Reflexionsmedium für die Konstruktion der kulturellen wie der politischen Idee von Europa. Mitherausgeberin Prof. Wagner-Egelhaaf untersucht in ihrem Beitrag „Böhmen am Meer“ die Frage nach Krisenfigur und literarischem Topos. Die Ikonologie im Rolandslied steht im Mittelpunkt des Beitrags „Bedrohte Christenheit“ des Literaturwissenschaftlers Prof. Dr. Bruno Quast vom Exzellenzcluster. Der Sammelband trägt den Untertitel „Krisendiskurse im Blick der Literatur“ und ist im Verlag Wilhelm Fink erschienen. (Verlag Wilhelm Fink/ ska/vvm)