„Was vom Wucher übrigbleibt“
Neues Buch über Zinsverbote im historischen und interkulturellen Vergleich
Zinsverbote in verschiedenen Epochen und Kulturen vergleicht der neue Band „Was vom Wucher übrigbleibt“ aus dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Die Juristen Prof. Dr. Matthias Casper und Prof. Dr. Fabian Wittreck und der Islamwissenschaftler Prof. Dr. Norbert Oberauer haben das Buch aus dem Verlag Mohr Siebeck gemeinsam herausgegeben. „Von Zinsverboten geht seit jeher eine eigentümliche Faszination aus“, schreiben die Forscher. Obwohl das Zinsverbot „archaisch und scheinbar irrational quer zur Logik moderner Geldmärkte“ stehe, erlebe es in Gestalt des „Islamic Finance“ zurzeit eine Renaissance in einer Kultur, deren religiöse Traditionen das Zinsgeschäft verpöne oder zumindest einschränke. Das bedürfe einer genaueren Analyse.
Die acht Beiträge der Neuerscheinung beleuchten die islamischen Zinsregeln in ihrem historischen Kontext und bieten einen interkulturellen Vergleich mit den Zinstraditionen anderer Religionen. Die Autoren untersuchen das Problem um „Zins und Wucher“ aus der Perspektive der Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie, der Kunde des Alten Testaments wie der Islamwissenschaft. Aspekte des Aktienrechts kommen ebenso zur Sprache wie die christliche Soziallehre. So schreibt Rechtswissenschaftler Wittreck über „Philosophisch fundierte Zinsverbote – Rechtsrahmen und Relevanz“, Jurist Casper über „Das aktienrechtliche Zinsverbot – eine Spurensuche“ und Islamwissenschaftler Oberauer über „Das islamische ribā-Verbot“. Jurist Dr. Osman Sacarcelik, der ebenfalls dem Exzellenzcluster angehört, untersucht „Das islamisch-normative Risikoverteilungskonzept und seine Durchbrechung am Beispiel islamischer Zertifikate“. Er forschte mit Prof. Casper bis 2012 im Cluster-Projekt A14 „Religiös motivierte Geldanlage: vom Zinsverbot zum Islamic Finance“.
Matthias Casper leitet das Forschungsprojekt A2-3 Religiöse Einflüsse auf das Wirtschaftsrecht. An der WWU hat er den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Gesellschafts-, Bank- und Kapitalmarktrecht inne und ist Leiter der Forschungsstelle Bankrecht. Islamwissenschaftler Norbert Oberauer ist Professor für Islamisches Recht an der Universität Münster. Am Exzellenzcluster leitet er das Forschungsprojekt A2-12 Die Maximenliteratur im islamischen Recht: Normengestaltung zwischen theologisch-epistemologischen und juristisch-pragmatischen Anforderungen. Fabian Wittreck, Direktor des Instituts für Öffentliches Recht und Politik der Uni Münster, leitet das Cluster-Projekt A2-23 Religiös radizierte Wirtschaftsordnungen unter dem Grundgesetz – Neuthomistisches Naturrecht in deutschen Nachkriegsverfassungen. (Verlag Mohr Siebeck/vvm)
Aus dem Inhaltsverzeichnis
- Eckart Otto: Zinsverbot und Schuldenerlass als Elemente einer Sozialpolitik in der Tora
- Hans-Jürgen Becker: Das Zinsverbot im lateinischen Mittelalter
- Fabian Wittreck: Philosophisch fundierte Zinsverbote – Rechtsrahmen und Relevanz
- Matthias Casper: Das aktienrechtliche Zinsverbot – eine Spurensuche
- Joachim Wiemeyer: Zins und Wucher in der Christlichen Sozialethik
- Norbert Oberauer: Das islamische ribā-Verbot
- Volker Nienhaus: Das islamische Zinsverbot und die Entwicklung Sharica-konformer Finanztechniken
- Philipp Wackerbeck: Islamic Finance - Entwicklungen und Marktpotenzial
- Osman Sacarcelik: Das islamisch-normative Risikoverteilungskonzept und seine Durchbrechung am Beispiel islamischer Zertifikate (Sukuk)
Hinweis: Casper, Matthias/ Oberauer, Norbert/ Wittreck, Fabian (Hgg.): Was vom Wucher übrigbleibt. Zinsverbote im historischen und interkulturellen Vergleich, Tübingen: Mohr Siebeck Verlag 2014 (mit Beiträgen u. a. von Matthias Casper, Norbert Oberauer, Osman Sacarcelik und Fabian Wittreck), 195 Seiten, ISBN 978-3-16-152768-5, 59 Euro.
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