Ethnos und Herrschaft
Studien zum Wandel der jüdischen Identität in der Antike
Mit dem Wandel der jüdischen Identität im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus befasst sich die neue Studie „Ethnos und Herrschaft“ von Althistoriker Dr. Benedikt Eckhardt aus dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“. In den knapp zweihundert Jahren zwischen der Amtszeit der Könige Antiochos III. und Herodes I. habe Judäa einen raschen Wandel von Herrschaftsformen erlebt, schreibt der Wissenschaftler. „Die Herrschaft von Seleukiden, Hasmonäern und schließlich des von Rom abhängigen Königs Herodes beeinflussten das Bild, das sich Herrscher und Beherrschte von den Judäern machten.“ Diese „politischen Figurationen“ von Identität stehen im Mittelpunkt der Untersuchung.
Herrschaft kann nach Aussage des Autors nur unter Berücksichtigung der Beherrschten und ihrer Eigenschaften legitimiert werden. Aufgrund dieses Zusammenhangs sei zu fragen, wie Wandlungen in der Herrschaftsform die Vorstellungen von einem „jüdischen Volk“ beeinflussten. Analysen zur Herrschaftsterminologie, aber auch zu Konzeptionen von politischer Ordnung und Zugehörigkeit zeigten, wie bedingt und wandelbar die jüdische Identität in dieser Zeit gewesen sei.
Die Einbeziehung von Herrschaftskonzepten in die Diskussion zur jüdischen Identität wird dem Historiker zufolge am besten der Eigenart der antiken Quellen gerecht, da sie mehrheitlich Herrschaft beschreiben. Sie ermögliche zudem die historische Kontextualisierung von Befunden und bewahre vor unzulässigen Verallgemeinerungen.
Den Zusammenhang von Identität und Politik in der Entwicklung des antiken jüdischen Selbstverständnisses beleuchtet auch ein Sammelband, den Althistoriker Dr. Eckhardt 2011 herausgegeben hat. Die Beiträge nehmen aus Sicht unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen die Zeit vom Makkabäer- bis zum Bar-Kochba-Aufstand in den Blick. Sie analysieren etwa die Einführung und Veränderung von Ritualen, die Entstehung neuer religiöser Gruppen und die Verwendung der Heiligen Schrift als Argumentationsgrundlage.
Dr. Eckhardt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt C2-12 „Mitgliedschaft und Zugehörigkeit: Verein, Stadt und Reichsreligion in der Antike“. Sein neues Buch „Ethnos und Herrschaft“ ist im Verlag De Gruyter erschienen, der Sammelband „Jewish Identity and Politics between the Maccabees and Bar Kokhba“ bei Brill. (mit/vvm)
Hinweis:
- Benedikt Eckhardt: Ethnos und Herrschaft. Politische Figurationen judäischer Identität von Antiochos III. bis Herodes I. (Studia Judaica 72), Berlin: De Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-030917-1, 458 Seiten, 129,95 Euro.
- Benedikt Eckhardt (Hg.): Jewish Identity and Politics between the Maccabees and Bar Kokhba. Groups, Normativity, and Rituals, Leiden: Brill, 2011, ISBN 978-90-04-21046-2, 282 Seiten, 105 Euro.
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