„Islam und die deutsche Gesellschaft“
Empirische Studien zum Zusammenhang von Religiosität und Integration der Muslime
Mit der Bedeutung der Religiosität von Muslimen in Deutschland für ihre Integration befasst sich ein neuer Sammelband aus dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Unter dem Titel „Islam und die deutsche Gesellschaft“ versammelt der Band aus dem Verlag Springer VS große empirische Studien zur Sozialstruktur und Religiosität der deutschen Muslime und wirft einen wissenschaftlich objektivierten Blick auf die Interaktionen der Muslime mit der deutschen Aufnahmegesellschaft. Herausgeber sind die Politikwissenschaftler Dr. Hendrik Meyer, ehemaliger Mitarbeiter des Exzellenzclusters, und PD Dr. Dirk Halm vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen.
Beim Islam handelt es sich um die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft in Deutschland nach dem Christentum, so die Herausgeber. „Dabei vollziehen sich die Etablierung des Islams als gesellschaftspolitischer Faktor und die in der letzten Dekade sprunghaft intensivierte Beschäftigung mit den Muslimen im Spannungsfeld kontroverser Debatten.“ Auf dieser Grundlage diskutiere der Sammelband die Bedeutung muslimischer Religiosität für das Verständnis der Sozialintegration von Einwanderern. Zugleich zeige das Buch Forschungsperspektiven und Desiderate speziell aus der Perspektive der Migrations- und Integrationsforschung auf.
Eine große Gruppe von Migranten wird den Herausgebern zufolge über ihre Religion definiert. Doch wie diese Religiosität die Eingliederungsprozesse beeinflusse, sei bisher nur ansatzweise erforscht und berücksichtigt. Vermutlich werde die Integration stärker durch „Diskriminierungen und Stigmatisierungen“ von Muslimen durch die Mehrheitsgesellschaft gehemmt als durch die praktizierte Religiosität. Der Aufnahmegesellschaft sei die hohe Religiosität vieler Muslime eher fremd. Das löse Ängste und Ablehnung aus. Zudem hätten viele Deutsche die Vorstellung, Migranten sollten ihre eigenen kulturellen Werte und Traditionen aufgeben. „Die Realität zeigt aber, dass die Eingliederung in die Gesellschaft sich heute vielmehr unter Beibehaltung eigener, auch religiöser Vorstellungen und Prägungen vollzieht“, so die Wissenschaftler.
Das Buch entstand im Rahmen Projektes C15 Der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland: Politisches Steuerungsinstrument oder Weg zur Integration? von Prof. Dr. Klaus Schubert und Dr. Hendrik Meyer. (vvm)
Aus dem Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Zu diesem Band
Hendrik Meyer / Dirk Halm
I. Sozialstruktur und Religiosität der Muslime in Deutschland
Das religiöse Leben von Muslimen in Deutschland. Ergebnisse des Religionsmonitors
Ferdinand Mirbach
Muslime in Deutschland und die Rolle der Religion für die Arbeitsmarktintegration
Anja Stichs / Stephanie Müssig
II. Zusammenleben mit Muslimen
Öffentliche Wahrnehmung des Islam in Deutschland
Detlef Pollack
Die Wirkung eines Medienhypes auf Vorurteile. Die „Causa Sarrazin“ in der Berichterstattung der deutschen Hauptnachrichtensendungen und die Auswirkung auf Einstellungen gegenüber der Minderheits- und Mehrheitsgesellschaft
Wolfgang Frindte / Katharina Schurz / Tilda Roth
Moschee-Konflikte und deutsche Gesellschaft
Thomas Schmitt
III. Diskussion – Muslimische Religionszugehörigkeit als Gegenstand der Forschung zur Sozialintegration
Vom Migranten zum Muslim und wieder zurück – Die Vermengung von Integrations- und Islamthemen in Medien, Politik und Forschung
Riem Spielhaus
Identität und Loyalität von Muslimen in Deutschland
Martina Grabau
Schlussbetrachtung: Religion und Religiosität als Faktor der Sozialintegration von Muslimen
Dirk Halm / Hendrik Meyer
Hinweis: Dirk Halm und Hendrik Meyer (Hgg.): Islam und die deutsche Gesellschaft (Islam und Politik 1), Wiesbaden: Springer VS, 2013, ISBN 978-3-658-01846-7, 223 Seiten, 34,99 Euro.
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