„Das Ende des konstantinischen Zeitalters“

Studie zur Anwendung eines spätantiken Ideals bis zum Zweiten Vatikanum

Buchcover der Studie

Buchcover der Studie

Mit der theologischen und politischen Bedeutung des konstantinischen Zeitalters befasst sich eine Studie des Religionswissenschaftlers Gianmaria Zamagni vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Abgesehen von seiner Bedeutung als historisches Ereignis der Spätantike diente das konstantinische Zeitalter lange Zeit als Modell für die Beziehung zwischen Kirche und souveräner Macht“, erläutert der Forscher. „Es verkörperte ein Ideal, das sich in verschiedenen historischen Verbindungen neu aufnehmen ließ – ein Paradigma, das eine lange Phase der Geschichte des Christentums und der politischen Geschichte Europas charakterisiert.“ Die Studie trägt den Titel „Das Ende des konstantinischen Zeitalters. Genealogische Retrospektive eines kritischen Begriffs“. Sie ist in italienischer Sprache im Verlag Il Mulino in Bologna erschienen.

„Der Historiker und Theologe Marie-Dominique Chenu sah das Ende des Paradigmas vom konstantinischen Zeitalter für gekommen, als das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet wurde“, so Zamagni. Daher gehe die Studie vom Zweiten Vatikanum aus rückwärts chronologisch vor. Sie rekonstruiert die theoretischen Grundlagen der Diskussion am Vorabend des Vatikanums und betrachtet dabei zahlreiche methodologische Perspektiven. Sie verfolgt die Veränderungen bei der Weitergabe des Konzepts des konstantinischen Zeitalters von Werk zu Werk. Dazu gehören die „Europäische Geistesgeschichte“ (1953) von Friedrich Heer, „Storia del cristianesimo“ (1942-43) von Ernesto Buonaiuti, „Humanisme intégral“ (1936) von Jacques Maritain sowie „Der Monotheismus als politisches Problem“ (1935) von Erik Peterson.

„Diese Veränderungen hängen nicht nur mit der theoretischen Ausrichtung und der jeweiligen Fachrichtung der Autoren zusammen, sondern auch mit dem Kontext, in dem sie ihre Werke verfassten.“ Ziel der Untersuchung sei es, den Ursprung des Konzepts des konstantinischen Zeitalters zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu finden. „Im Verlauf des  Jahrhunderts wurde eine Konstellation von Konzepten verwendet, die mit dem 'Ende des konstantinischen Zeitalters' verbunden sind, um die Krise eines Systems der Christenheit zu diagnostizieren und sie auch gleichzeitig herbeizuführen“, so der Wissenschaftler. „Sie führen bis zu einer Diskussion im Konzil um die institutionelle Struktur der Kirche selbst.“

Der historische Verlauf, den die Studie aufzeigt, gestattet einen Gesamtblick auf diese Strömung der historischen und theologischen Forschung, die sich mit Kirche und Politik, Christenheit und Staatshoheit sowie mit zahlreichen Auseinandersetzungen befasst, die der Name Konstantins hervorgerufen hat und bis heute weiterhin hervorruft. (vvm)


Hinweis:  Gianmaria Zamagni, Fine dell'era costantiniana. Retrospettiva genealogica di un concetto critico (Ist. per le scienze religiose-Bologna) (Das Ende des konstantinischen Zeitalters. Genealogische Retrospektive eines kritischen Begriffes. (Institut für Religionswissenschaften-Bologna)). Verlag Il Mulino, 197 Seiten, in italien. Sprache, 19.99 Euro. ISBN-10: 8815138021 und ISBN-13: 978-8815138026.