Protestantische Ethik des Politischen

Erste Gesamtdarstellung von Arnulf von Scheliha mit systematischer Prinzipienlehre

Buchcover
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© Mohr Siebeck

Der evangelische Theologe und Sozialethiker Prof. Dr. Arnulf von Scheliha vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ hat die erste Gesamtdarstellung der Politischen Ethik im deutschen Protestantismus seit gut sechzig Jahren vorgelegt. Erstmals wird die historische Entwicklung seit der Reformation bis zur Gegenwart nachgezeichnet. Auf dieser Basis entfaltet der Wissenschaftler eine systematische Prinzipienlehre und erörtert gegenwärtige Perspektiven der Politischen Ethik. Das Buch trägt den Titel „Protestantische Ethik des Politischen“ und ist im Tübinger Verlag Mohr Siebeck erschienen.

Auf der Basis eines handlungstheoretischen Politikbegriffs legt im historischen Teil des Buches die Geschichte der Politischen Ethik von der Reformationszeit bis zur Demokratiedenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Jahr 1985 dar. „Einen Schwerpunkt der Darstellung bildet der Wandel des Staatsverständnisses, der die Umformung der reformatorischen Lehre von den zwei Regierweisen Gottes erforderlich machte“, erläutert der Autor. Er misst den Beiträgen des theologischen Liberalismus und der Aufklärung eine besondere Bedeutung zu, vertreten durch Denker wie Friedrich Schleiermacher, Richard Rothe und Ernst Troeltsch. „Sie haben maßgeblich zur Lösung der gedanklichen Aufgaben beigetragen, die dieser Wandel stellte.“

Christliche Freiheit als Ausgangspunkt

Der Sozialethiker entwickelt eine systematische Prinzipienlehre, die sich auf die Gegenwart bezieht. Er geht dabei vom Begriff der christlichen Freiheit aus und entfaltet ihre normative Bedeutung für die politische Ethik als Pflichten-, Güter- und Tugendlehre. „Die pflichtenethische Interpretation der Freiheit lässt sich in verschiedene Dimensionen gliedern: Menschenwürde, Kultur, Verantwortung und Gerechtigkeit“, erläutert Prof. von Scheliha. In den Mittelpunkt seiner Ausführungen zur Güterlehre stellt er die Grundrechte, die Zivilgesellschaft, die Demokratie und eine verfahrensethische Interpretation des Gerechtigkeitsbegriffs. Zur Darlegung einer ethischen Tugendlehre entfaltet der Theologe ein Konzept christlicher Verantwortung und arbeitet ihre Bedeutung für das politische Handeln in der Zivilgesellschaft sowie im modernen Mehr-Ebenen-Staat heraus. Prof. von Scheliha greift zentrale Themen des gegenwärtigen politischen Diskurses auf und konkretisiert die Reichweite seines ethischen Ansatzes an den Beispielen „Ächtung von Gewalt und Stiftung von gerechtem Frieden“, „Europa“ und „Good Governance“. (Mohr Siebeck/ill/vvm)


Hinweis: Scheliha, Arnulf von: Protestantische Ethik des Politischen, Tübingen: Mohr Siebeck 2013, XI, 422 Seiten, ISBN 978-3-16-152361-8, 39,00 Euro.