Religion und Gewalt im Bibelfilm
Darstellung biblischer Gewalt in der Geschichte des Kinos
Mit Religion und Gewalt im Bibelfilm befasst sich ein neuer Sammelband, der aus dem gleichnamigen Kulturprojekt am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ entstanden ist. Herausgeber ist der katholische Theologe Prof. Dr. Reinhold Zwick. Der Band ist im Schüren-Verlag in der Reihe „Film und Theologie“ erschienen. Das Buch zeigt, auf welch vielschichtige Weise Filmbearbeitungen biblischer Stoffe und Motive das Thema Gewalt thematisieren.
Neun Beiträge von Martin Ebner, Lucien van Liere, Adele Reinhartz, Susanne Scholz, Marie-Theres Wacker, Richard Walsh, Thimo Zirpel und Reinhold Zwick erkunden unterschiedliche Facetten der filmischen Auseinandersetzung mit Gewalt in der Bibel. Das Spektrum reicht von Gewalterfahrungen gegen Frauen im Alten Testament bis zu Jesu Verhältnis zu den Revolutionären seiner Zeit. Lange vor der Erfindung des Zelluloids zeigten sich viele Werke der bildenden Künste gerade von den alttestamentlichen Gewaltdarstellungen beeindruckt und gestalteten sie imaginativ aus, wie Prof. Zwick am Beispiel ausgewählter Bilderbibeln erläutert. In den Filmen zu neutestamentlichen Themen – wie „Son of Man“ (2006), Mark Dornford-Mays Übertragung der Jesusgeschichte ins heutige Afrika – stehen auch antijüdische Klischees in der filmischen Inszenierungen der Gegner Jesus zur Diskussion. Grundsätzliche Überlegungen zur filmischen Interpretation von Leid und Rache und zu den Strukturen und Inszenierungen von Gewalt in der Bibel ergänzen die Filmanalysen.
Bei den Texten in dem neuen Sammelband handelt es sich um Beiträge zu einem Symposium des Projekts „Religion und Gewalt im Spielfilm“, das im Januar 2010 unter Mitwirkung internationaler Experten in Münster stattfand. Vorangegangen war dem Symposium im Herbst 2009 eine von Prof. Zwick organisierte, vom Exzellenzcluster unterstützte öffentliche Reihe mit dem Titel „Recherchen in der Kino(Kirchen)Geschichte“. Sieben Spielfilme wurden im Schlosstheater-Kino in Münster vorgeführt und von einführenden Vorträgen und Diskussionen begleitet. Die Filme zeigten laut Prof. Zwick Stationen aus der Geschichte des Christentums, an denen in besonders markanter Weise das Verhältnis dieser Religion zum Thema Gewalt manifest wird – hinsichtlich der Opfer- wie auch hinsichtlich der Täterrolle. (bhe)
Hinweis: Reinhold Zwick (Hg.), Film & Theologie [20], 192 S. 16,90 Euro, ISBN 978-3-89472-760-4.